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Donnerstag, 25. Januar 2018

Fußball auf’m Dorf - 01

Wie alles anfing

Als noch alle Telefonapparate eine Schnur hatten und kein Fernseher in den Wohnzimmern flimmerte, gab es ein paar junge Leute, die nicht nur auf der Dorfstraße rumkicken wollten. Auf einem richtigen Fußballplatz wollten sie spielen, mit Toren, Außenlinien und Sechzehnmeterraum. Der Fußball war nämlich schon lange erfunden.
Der Platz vor der Kirche war zu klein, die Fenster vom Kirchenwirt zu nahe und Tore durften sich auch keine aufstellen. Hochwürden meinte, das würde an Gotteslästerung grenzen.

Auf den Feldern rund ums Dorf wuchsen Kartoffeln, Roggen, gelegentlich Weizen und selten Futterrüben. Maisfelder sah man damals keine.

Nur Fußball konnte man auf keinem der Äcker spielen. Mal waren die Stoppel zu hoch oder die Furchen zu tief.

Aber es gab eine Wiese gleich hinterem Anwesen des Angerbauern. Er war der größte Bauer im Dorf. Die war eben, die meiste Zeit trocken und wäre frisch gemäht zum Fußballspielen gut geeignet gewesen, hätte da nicht der Birnbaum mitten auf der Wiese herumgestanden. Ein Prachtexemplar mit einem dicken Stamm, den kaum ein Erwachsener umarmen konnte und einer Krone, die reichlich Schatten spendete. Gut vier Zentner Mostbirnen trug der Baum jedes Jahr, wie der Bauer glaubhaft Versicherte.

Fensterscheiben rund um die Wiese gab es keine.
Bis aufs regelmäßige Mähen passierte nichts. Streng genommen war der Angerer auch nicht auf das Grünfutter angewiesen. Er hatte genug andere Wiesen.

Da der Bauer als umgänglich und der Jugend gegenüber als aufgeschlossen galt, fassten sie sich eines Nachmittags am Stammtisch beim Kirchenwirt ein Herz und fragten nach.

Nach der fünften Halbe versprach der Angerer die Tage seine Wiese ganz kurz zu mähen, damit die Burschen darauf trainieren könnten. Allerdings, und das war unverrückbar, der Baum müsse stehen bleiben.

Wenige Tage später war zunächst ein Tor fertig gezimmert. Statt eines Netzes wurde Maschendraht hergenommen. Außenlinien und ein Sechzehnmeterraum mitsamt Elfmeter waren mit Futterkleie markiert. Der Angerer selbst kam in den frühen Abendstunden immer mal wieder vorbei, um nach dem Rechten zusehen. Er freute sich mit den Buben. Sogar einen neuen Fußball wollte er ihnen spendieren, wenn sie weiter fleißig trainieren.

Recht bald wurde mit Fußballbegeisterten vom Nachbarort ein Match vereinbart. Damals nannte man das noch nicht »Match« sondern schlicht und einfach »Spiel« in diesem speziellen Fall Freundschaftsspiel.
Da die Gastmannschaft nur mit zehn Mann anrückte, lieh man ihnen einen Spieler, dann konnte es losgehen.

Ach ja, einen Schiedsrichter gab es auch. Das war der Hauserbene, weil der konnte laut und deutlich durch die Finger pfeifen. Eine richtige Schiripfeife war nämlich auf die Schnelle nicht aufzutreiben.

Die Regeln »Aus«, »Hand« und »Foul« waren allgemein bekannt, und so was wie »Abseits« wurde vernachlässigt.
Es war auch egal, ob ein direkter oder indirekter Freistoß gegeben wurde. Hauptsache, es wurde Fußball gespielt.
Richtige Trikots hatte keine der Mannschaften, das war nicht nötig, man kannte sich.
Zweimal vierzig Minuten wurden vereinbart, dann konnte es losgehen.  

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