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Mittwoch, 7. September 2016

11.) Bademuffel

Wir müssen uns noch mit einem besonderen Exemplar von Mensch auseinandersetzen, dem Bademuffel. Der ist unter den anderen Muffeln der Konsequenteste und seit einer Studie aus dem Jahre 1998 auch der an besten Dokumentierte.

Das ist einer, der sich nur unter der Dusche nass macht. Im Urlaub hat er garantiert seine Badehose vergessen, wenn er überhaupt eine besitzt. Am Strand sitzt er in kurzer Hose, T-Shirt und Sandalen und wenn’s hochkommt auch noch mit Socken herum.
Barfußlaufen ist nicht und freier Oberkörper sowieso nicht. Baden im weitesten Sinne des Wortes kann er nichts Positives abgewinnen. Er hasst Baden!

Das soll nicht heißen, dass er kein reinlicher Mensch ist. Aber ein Wannenbad ist ihm zu umständlich, Schwimmbadbesuche kennt er nicht. Selbst therapeutisch verordnete Thermalbäder lehnt er ab.

Vielleicht hat er mal in seiner Jugend schwimmen gelernt, aber er praktiziert es nicht mehr. Er braucht festen Boden unter den Füßen.

Natürlich hat er zuhause ein voll eingerichtetes Bad inclusive Badewanne, aber Letzteres benutzt er nicht.

Bei einer repräsentativen Umfrage unter bekennenden Bademuffels wurde festgestellt, sie deponieren in der heimischen Badewanne allenfalls schmutzige Wäsche. Der ursprüngliche Zweck ist nicht in Vergessenheit geraten, nur wird davon nie Gebrauch gemacht.

Ein paar Zeitgenossen spekulieren, ob der Bademuffel in seiner Kindheit mit dem eigentlichen Badevorgang schlechte Erfahrungen gemacht habe.

Oben erwähnte Studie führt in Einzelfällen andauerndes Unterduckern durch gleichaltrige oder ältere Mitbader an, die ihm nachhaltig den Baderspaß verdarben.

Auch werden vereinzelt kritische Bademomente ins Feld geführt, wie Beinaheertrinken oder Tiefenangst in naturbelassenen Gewässern.

Haiangriffe konnten in Mitteleuropa naturgemäß nicht verzeichnet werden. An den Küsten Floridas mag das sicher mit ein Grund sein, Bademuffel zu werden. Genauere Zahlen sind mir unbekannt.

Allerdings konnte die Studie nur unzureichend erklären, warum solche durchaus negative Erlebnisse auf ein Wannenbad übertragen wurden.

Im Gespräch wird ein Bademuffel seine Aversion herunterspielen.
Er sei nun mal nicht der Typ, der stundenlang am Strand herumliegen oder ziellos im Wasser rumplantschen könne. Gegen badende Menschen habe er überhaupt nichts, solange sie ihn in Frieden lassen.

Riesige Badelandschaften mit künstlich aufgeworfenen Sandstränden und Wellenbecken sieht er mit Skepsis. Solche Einrichtungen kennt er nur aus den Medien oder vom Hörensagen.

Für ganze Familien, die mit Schwimmente und Taucherbrille ins Freibad strömen, hat er nur ein mitleidiges Lächeln übrig. Er wird eventuell dezent den Kopf schütteln und »meinetwegen« oder »nichts für mich« denken.

Ausgebildete Rettungsschwimmer werden sie unter Bademuffeln vergeblich suchen. Auch nach intensiver Recherche wurde mir kein einziger Fall bekannt.

(© by Fabrizius)

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