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Mittwoch, 20. Juli 2016

Grillsaison

Ich nahm früher immer den Föhn, um die Glut anzufachen. Klar, das ging nur, wenn eine Steckdose in der Nähe war. In freier Wildbahn musste ein Blasebalg herhalten, wenn nicht vorhanden unsere Lungen.
Ging auch!


Dann gab es noch viel Rauch, brennende Augen, verbrannte Finger, Fettspritzer, verkohlte Käsekrainer und fettige Nackensteaks.
Erraten, wir grillen.


Das waren noch Zeiten. Holzkohle und Gitterrost waren die Grundelemente. Damit hatten wir einen Grill.
Was wir damals brutzelten, unterschied sich nicht wesentlich von dem von heute. Nur das Drumherum ist anders geworden, viel anders.


Wenn ich noch weiter zurückdenke, wird es noch minimalistischer mit Lagerfeuer, angespitztem Haselnussstecken und vorne dran irgend was mit Wurst. Oder einfach in die Glut geworfen. So wurden die besten Kartoffeln gegart, die ich je in meinem Leben aß.

Und heutzutags? Von wegen Holzkohle und Gitterrost, Fehlanzeige. Heute wird ein Sammelsurium von Gerätschaften benötigt um so ein Tofuwürtschl heiß zu machen.


Und Holzkohle ist auch nur noch gelegentlich als Heizmaterial vorhanden. Die sei so furchtbar ungesund mit all Ihren Formaldehyden, Teerstoffen, Schwermetallen, Sauerstoffradikalen und Feinstäuben. Ja, mit sowas heutzutags in einer Gartenanlage die Luft verpesten geht gar nicht!


Statt dessen werden ganze Feldküchen in Stellung gebracht. Da protzt es nur so von Chrom und Edelstahl. Mannomann, die passt nicht in die Ecke einer Dreizimmerwohnung, geschweige denn, auf einen Durchschnittsbalkon einer mehrstöckigen Wohnanlage.


Die Energie kommt mal elektrisch mal mit Gas. Holzkohle, ich meine richtige Holzkohle, mit der man sich die Finger dreckig machen kann, ist in diesen Verbrennungsanlagen nicht mehr vorgesehen.
Da kann auch nicht einfach mal so ein Herbert oder Otto das Grillen anfangen. Nein, da muss vorher ein Grillseminar besucht werden.


Und dann geschieht ein Wunder! Ein wirkliches Wunder! Männer, die vorher mit Kochen und Garen in der Küche nie etwas am Hut hatten, mutieren plötzlich zu Grillmeistern, fachsimpeln über Fleischqualität und diskutieren über den Bräunungsgrad einer Rindsbratwurst. Das Ganze gipfelt dann, wie kann es bei Männern anders sein, in richtigen Grillwettkämpfen.


Trotzdem ist das marinierte Schweinefleisch, da minderer Qualität, furztrocken und die Schweinsbratwürstl vom Supermarkt schmecken irgendwie nach Sägespänen. Das Rauchige fehlt, dies kann auch der fleißig eingesetzte Salbei nicht herzaubern.
Die ganze Heißmachmaschine, groß wie ein Kleinwagen und auch fast so teuer, ist die Verarsche schlechthin.

 
Grillen geht anders, ganz anders, nämlich mit Holzkohle und Grillrost, Rauch und tränenden Augen, Fettspritzern und verbrannten Fingern.


Wenn dann noch ein Bier, ich meine kein lackes, sondern ein frisches und kaltes Bier dazu kommt, dann pfeife ich auf all das Schickimicki-Edelstahlgedöns.

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