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Sonntag, 24. Juli 2016

Camping und Nudelsalat

»Wir fangen dann gleich mal an!«, rief Bernhard über die Straße. Na ja, Straße war zuviel gesagt. Es war die Zufahrt zum hinteren Teil des Campingplatzes, dort wo die ganzen Wohnwagen standen.

Camping und Grillen gehören irgendwie zusammen. Bernhard hatte einen kleinen aber feinen Grill, natürlich zusammenklappbar wie fast alles beim Campen. Gerade mal für vier Personen konnte er gleichzeitig was brutzeln. Da traf es sich gut, dass wir nur zu viert waren.
Die Meinige steuerte den Nudelsalat bei und Bernhards Lebensgefährtin, die Uschi, verheiratet waren sie ja nicht, bereitete gerade den griechischen Salat zu.

In meiner Jugend war das Wort »Camping« nicht so geläufig. Da ging man Zelten und der Campingplatz hieß nicht Campingplatz, sondern Zeltplatz. Meine Eltern hatten damals ein Dreimann-Steilwandzelt mit Vordach. Binnen nullkommanix war das aufgebaut. Korrekt muss das ja »Dreipersonen-Steilwandzelt heißen, weil natürlich auch Frauen, meistens jedenfalls, dabei sind.

Statt Grill gab es einen Gaskocher, auch Campingkocher geheißen. Wir hatten einen Zweiflammigen.
Direkt nebenan stand mein Zweimannzelt. Ein richtiges Zelt mit Spitzdach, am Eingang vorne eine senkrechte Metallverstrebung und mit einem Reißverschluss konnte man das zumachen. Es war mein Reich und auch wenn es ein Zweimannzelt war campierte ich ganz alleine da drinnen..

Aber das war alles Vergangenheit.

Jetzt mussten wir rüber, die Nackensteaks wurden fertig. Ich schnappte mir unsere Kühlbox mit Königspilsner in der Dose, also Dosenbier. Der Marillenbrand musste nicht gekühlt sein. Meine Frau nahm sich einen Campingstuhl mit, Bernhard hatte nur drei davon.

Wenig später saßen wir um den Klapptisch herum. Er war einigermaßen stabil, wenn man nicht zu sehr drauf rum hantierte. Bernhard wollte sich schon lang einen Neuen kaufen, aber sie wissen ja, wie das ist. Für eine Saison war er immer noch gut!

Erst mal wurde ein Pils aufgemacht, das heißt, jeder machte sich eine Dose auf. Danach musste der griechische Salat aufgegessen werden, der sehr lecker war. Vielleicht auch deshalb, weil wir wussten, dass noch was Fleischiges nachkam. Beim Umdrehen flog Hermann ein Nackensteak auf den Boden, was nicht weiters schlimm war. Beim Camping, aber auch schon früher beim Zelten, konnte sowas immer mal passieren.


Es roch nach Rauch und angebranntem Fett, das zischelnd in die Glut tropfte. Dann waren die Nackensteaks durch. Diese wurden auf die Plastikteller jongliert, ohne das ein weiteres Malheur passierte. Gleichzeitig wurden die nächsten Dosenbiere aufgemacht. Da man schon vorher zur besseren Verdauung was Hochprozentiges intus haben sollte, wurde eine Runde Marille eingeschenkt. Dazu mussten die Plastikeierbecher herhalten.


Die Nackensteaks lagen gerade auf unseren Tellern, als ein halbwüchsiger Knabe mit fuchtelnden Armen angelaufen kam.
»Kommt’s schnell, da ist einer in die Regentonne gefallen und steckt jetzt fest!«
Bernhard und ich sprangen fast gleichzeitig auf. Uschi sagte noch: »Ach du lieber Gott!«, und die Meinige schob ein »ausgerechnet jetzt!, nach.

Jeder auf dem Campingplatz kannte die grün angestrichene Regentonne gleich neben dem Eingang zu dem kleinen Selbstbedienungsladen mit den überhöhten Preisen. Meistens war sie leer, aber heute wussten wir das natürlich nicht so genau.
Nach einem kurzen Spurt, es war wirklich nicht weit, standen wir vor der Tonne. Nur, da war niemand drinnen. Von dem aufgeregten Knaben fehlte jede Spur.

»Da hat uns jemand gefoppt!«, meinte Bernhard und unser beiden Mädels vergewisserten sich nochmal, ob wirklich niemand drinnen feststeckte.

Also trollten wir uns zurück zu unseren Nackensteaks, die waren aber nicht mehr da. Mitsamt Plastikteller waren sie nicht mehr da und der Nudelsalat auch. Bei näherer Inspektion fehlt auch die Kühlbox.
»Scheiße!«, sagte ich und Bernhard schloss sich meiner Meinung vollinhaltlich an.


Doris lamentierte über den Verlust ihrer schönen Tupperschüssel. Aber der Marillenbrand war noch da, auch die Plastikeierbecher und die Käsekrainer.


Um eine wesentliche Campingerfahrung reicher, verlöteten wir den Marillenbrand und verputzten unsere Käsekrainer ohne Brot und Nudelsalat.

Natürlich meldeten wir diesen Vorfall pflichtgemäß am nächsten Tag dem Platzwart. Der zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass sei noch nie vorgekommen.

Anzumerken wäre noch, dass Bernhard vier neue Plastikteller zu einem überhöhten Preis in dem kleinen Selbstbedienungsladen erstand und dass wir tags drauf nochmal Nackensteaks grillten, diesmal ohne Nudelsalat.

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