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Freitag, 29. Juli 2016

Auch das noch!

Eine absolute Männerdomaine gerät ins Wanken.
Auch wenn es mir schwerfällt, so muss ich doch zugeben, sowas gibt es.


Weibergrillen!

Der Garten hinterm Haus wurde hermetisch abgeriegelt und zur männerfreien Zone erklärt.
»Probier’s erst gar nicht, Du fliegst sofort hochkant raus!«
Wie sie das bewerkstelligen wollten, konnte ich mir nicht vorstellen, allerdings wollte ich als guter Ehemann kein Spielverderber sein und fügte mich.

»Die werden schon sehen, so ganz ohne männliche Hilfe!«, dachte ich für mich.
Ich kann nicht beschwören, ob bei mir nicht ein kleinwenig Schadenfreude aufgekommen wäre, wenn das nicht geklappt hätte.
Aber erst mal will ich weiter berichten.

Was seit Jahren als Kaffeeklatsch alle zwei Wochen stattfand, wurde von den Damen kurzerhand zum Grillnachmittag erklärt. Statt Sahnetorte und Käsekuchen gab’s jetzt Nackensteaks und Käsegrainer.

Sonst musste ich immer die Getränke eigenhändig herbeischleppen, die Grillkohle besorgen, anzünden, nach dem Grillgut schauen. Alles so ein unverzichtbarer Kram halt. Diesmal war ich außen vor, und zwar komplett.

Die Grillstelle, sonst immer auf unserer Terrasse, wurde kurzerhand hinters Gartenhäusl verlegt. So konnte ich nicht mal vom Schlafzimmerfenster aus diesem illustren Treiben zuschauen. Um wenigstens einen kleinen Teil der Grillorgie einsehen zu können, musste ich auf den Dachboden, eine Leiter anstellen und aus dem Dachfenster schauen. Das tat ich dann auch.

Die Damen trudelten pünktlich gegen 16 Uhr ein. Alle schleppten irgend was in Tellern oder Schüsseln mit. Ich tippte auf Nudelsalat und Zaziki, konnte es aber nicht beweisen. Die eine Tischhälfte konnte ich einsehen, da stand, ich erkannte es erst mit dem Fernglas, in Marinade eingelegtes Fleisch, Bohnensalat und irgend eine feuerrote Sauce.

Nach wenigen Minuten sah ich Rauch aufsteigen. »Denn Grill haben sie schon mal angezündet bekommen!«, dachte ich für mich.

Als Nachzüglerin stellte sich nun Barbara ein, sie kam immer zu spät, brachte aber eine Sechserkiste Prosecco mit.

Oben am Dachfenster hörte ich nur unverständliche Wortfetzen. Jede Menge Gekicher und Lachen drang an mein Ohr. Die Damen selbst konnte ich nur sehen, wenn sie zum Nudelsalat gingen und Nachschlag holten. Das Grillgut selbst war für mich unsichtbar, da durchs Gartenhäusl verdeckt.

»Das scheint ja alles zu funktionieren!«, sagte ich im Stillen zu mir.

Wenn man immer nur Gekicher hörte, kein Wort verstand und nicht mal alles einsehen konnte, wurde es fad. Ich stieg von der Leiter und ging nach unten in die Küche.

Die Glastüre zur Terasse war zu. Dort prankte oberhalb des Griffes ein Schild: »Nicht öffnen, gefährlich!!!«, mit drei Ausrufezeichen.
Ich fand das albern, hielt mich aber daran.

Nach gut einer Stunde, ich saß immer noch in der Küche und hatte mir ein Weißbier aufgemacht, stand eine der Damen vor der verschlossenen Terrassentür. Ich bedeutete ihr, dass sie zum Pieseln ums Haus herumgehen müsse, da ich die Tür nicht öffnen dürfe. Mit einem Augenrollen verschwand sie ums Haus und klingelte vorne.
»Ohne mich geht’s doch nicht!«, stellte ich mit Genugtuung fest und öffnete. Ein Schwall Opium schwappte mir entgegen und, ich kann es nicht beschwören, ich hatte so eine Marillennote in der Nase.

Die Lady verschwand nach dem Pieseln wieder durch die Haustür nach draußen. Um nicht bei jedem kleinen oder großen Geschäft aufstehen zu müssen, legte ich einen Holzkeil zwischen die nicht ins Schloss gefallene Tür. Dann machte ich mir ein zweites Weizen auf und harrte der Dinge, die da noch kommen sollten.

Mit einem verschmitzten Grinsen kam meine geliebte Gattin herself an die Terrassentür, die ich ausnahmsweise öffnete, weil sie mir einen phantastisch angerichteten Teller entgegenhielt. Ein saftiges Steak lag drauf, etwas Zaziki, ein Häufchen Bohnensalat und etwas von dem Nudelsalat.
»Eine Seele liegt noch im Brotkasten, die wird Dir wohl reichen!«, meinte sie bei der Übergabe.
Dann war sie auch schon verschwunden und ich hatte wieder sowas wie Marille in der Nase.

Ich verputze alles und stellte den Teller in die Spülmaschine. Ab und zu hörte ich Getrippel im Flur und stellte fest, dass unsere Gästetoilette stark frequentiert war.

Die Stunden vergingen. Langsam schlich sich die Dämmerung in den Garten.
»Die haben kein Licht hinterm Gartenhäusl!«, stellte ich mit Befriedigung fest und, ja ich muss es gestehen, hatte so ein winziges Bisschen Schadenfreude. Dann sah ich rund ums Gartenhäusl mehrere Lampions aufflammen.


Daraufhin machte ich mir das dritte Weißbier auf und suchte anschließend vergebens die Flasche mit dem Marillenbrand .
»Aha!«, kam es über meine Lippen.

Am nächsten Tag sagte ich zu meiner Frau: »Das war aber ein langes Grillen!«
Sie daraufhin: »Du hast vergessen, das Dachfenster zuzumachen. Heute wird’s regnen, mach das bitte gleich!

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