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Sonntag, 22. Mai 2016

Die Maibaumverschwörung

Es geschah in der allerschlimmsten Zeit, die auch »die rote Zeit« genannt wurde, in den Mauern der Dreiflüssestadt. Hinter bewehrten Zinnen trieb ein demokratisch gewählter Demokrat* sein Unwesen. Er knechtete seine Vasallen, düpierte seine Untertanen und verhöhnte seine Gegner, alldieweil er keinen Maibaum nicht aufstellen ließ.
Dieser Frevel, in den Augen der rechtgläubigen und schwarzen Brüder, musste angeprangert werden.
So versammelten sich die Unterdrückten hinter Ihrem Oberunterdrückten, der selber Mundschenk in einer flussabwärtsgelegenen Ansiedlung war und dessentwegen auf einen erweiterten Horizont blicken konnte.
Sie verfassten ein Pamphlet in einfacher deutscher Sprache, jedem Weibe und jedem Manne zu Verständnis gereichend, und brachten darin ihren Unwillen zu Ausdruck.  Sie verhöhnten den demokratisch gewählten Demokraten ob seiner Blockadehaltung, weil er justament keinen Maibaum nicht aufstellen lassen wollte.
Auch warfen sie ihm vor, fahrendem Volk mit ihren Proviantwägen keine Gelegenheit zu geben, Speis und Trank gegen Bezahlung an die Untertanen zu verteilen.




Bei solch frevelhaftem Verhalten musste sich in den Augen der Unterdrückten, und besonders in den Augen des Oberunterdrückten, das Volk zum Aufstand erheben.

Aber, es geschah nichts. Das Volk belächelte das mit Herzblut verfasste Pamphlet und meinte, wenn sonst nichts Wichtiges anstehen würde, könnte man ruhig auch ohne Maibaum leben, und Fressbuden gäbe es genügend innerhalb der Stadtmauern.

*) nicht zu verwechseln mit »Despot«

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