© by Fabrizius

Liebe Freunde, wenn Sie Texte aus meinem Blog verwenden,
bitte geben Sie den Autor an, sonst ist es geistiger Diebstahl.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Hartgekochte Eier und der Kartoffelsalat von gestern

»Eine komische Überschrift!«, werden Sie jetzt sagen und sich fragen, was das soll.
Ich will es ihnen erklären.

Überall, ob beim Metzger, im Supermarkt, auf Facebook oder beim Zeitunglesen wurden wie jedes Jahr voluminöse und bombastische Weihnachtsbraten vorgeschlagen.
Ente, Gans, Truthahn! Hauptsache viel und Hauptsache protzig.

Alleine beim Lesen stellte sich ein Würgereiz ein. »Das kann es doch nicht sein!«, sagte ich ganz leise zu mir und meine Frau dachte das Gleiche, das sah ich ihr an.

»Muß das sein?«, fragte ich sie.
»Nein, muss nicht sein!«, bekam ich zur Antwort.

An Heiligabend gab es Schnitzel mit Kartoffelsalat. Das ist schon Tradition. Am 1. Weihnachtsfeiertag dann den Kartoffelsalatrest mit hartgekochten Eiern und am 2. Festtag Zwiebelomelett mit Brot.

Frühstück und Abendbrot fielen so wie immer aus. Brot, Butter Marmelade am Morgen und Brot Wurst- bzw. Streichwurst und Käse am Abend.

Ich vermute der eine oder andere brabbelt schon was von Askese. Falsch mein Lieber, das ist keine Askese, sondern Vernunft und die unbandige Freiheit auch an Weihnachten das essen zu können, was man will.

Und die Leckerl muss man vor den Festtagen essen. Danach schmecken sie sowieso nicht mehr.

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Die blinkende Weihnachtszipfelmütze

Überall auf den Christkindlmärkten ist sie präsent.
Blink blink!
Pausenlos mal schnell mal langsam, mal stroboskopartig.
Blink blink!

Die ganz persönliche Leuchtreklame in der Vorweihnachtszeit.
Massenweise tummeln sie sich vor den Glühweinständen und den Fressbuden.
Das süße Gesöff macht die Finger klebrig und das Hirn neblig, die Halbmeterwurst die Lippen fettig.
Dazu das Gedudel von »Jingle Bells« und »Süßer die Glocken nie klingen«.

Blink blink!

Von wegen Bratapfel und Spekulatius.
Heutzutage werden Nutella-Crêpes und Schinken-Gemüse-Wraps konsumiert. Der Mann hinter dem Tresen, oh Wunder, hat auch so eine blinkende Weihnachtszipfelmütze auf.

Von alldem unbeeindruckt bildet der mächtige Stephansdom die heilige Kulisse. Er sah schon viele idiotische Weihnachtseinfälle kommen und gehen. Mit Würde schaut er auf seine Menschenkinder nieder, die selten an seinen beiden majestätischen Türmen hochschauen.

Stattdessen sind ihre Augen auf das Smartphone fixiert. Durch allerlei Weihnachts-Apps muss sich der Christkindlmarktbesucher durchklicken. Er hat keine Zeit für die stade Zeit.

Blink blink!

Donnerstag, 15. September 2016

16.) Wechselbad

  ist heutzutage ein etwas angestaubter Begriff für eine wirkungsvolle Anwendung von kaltem und warmen Wasser. Pfarrer Kneip in Bad Wörishofen hat diese Form der Wasseranwendung bekannt gemacht.

Da werden zunächst die Füße für ca. zwanzig Sekunden in kaltes Wasser gestellt und gleich danach ohne abzutrocknen, für bis zu fünfzehn Sekunden in gut 38 Grad warmes Wasser. Das soll bei allerlei chronischen Erkrankungen helfen insbesondere dei dem weltweit verbreiten Frauenleiden, nämlich »kalte Füße«.
Heute kommt diese Anwendung eher altbacken daher.

So wie seinerzeit Pfarrer Kneip von übergescheiten Universitätsprofessoren in die Bredouille gebracht wurde, so geht es dem Wechselbad heute.

In seiner Anwendung ist es archaisch einfach und kostet nicht mal was. Für die Pharmalobby ein »No Go«. Die wollen ihre Pillen verkaufen. So eine hochwirksame Anwendung wird von denen in Grund und Boden bagatellisiert und mit den Wörtern »unzeitgemäß, Wirkung nicht nachgewiesen, Popanz« und »altbacken« belegt.
Dabei ist gerade dieses Wechselbad eine sehr wirkungsvolle und für jedermann durchzuführende Maßnahme, die vielen gestressten Menschen eine Hilfe sein kann.

Sie merken schon, ich bin ein Fan von Wechselbädern. Und das zu Recht. Nur weil heute in jede Badewanne eine Jetstreamanlage installiert werden kann, die zu nichts Nütze ist, muss man nicht das ach so simple Wechselbad abschreiben.

Statt teurer Fußcremes und Wollsöckchen für die Ladys sollten die mal lieber so ein Bad nehmen, dann werden die Treterchen von ganz allein von eiskalt in's Wohligwarme hinübergleiten. So manche Pille könnte gespart werden, wenn die Wechselbäder eine breitere Anwendung finden würden.

Abschließend noch ein praktischer Tipp von mir. Das mit den zwei Becken mit kaltem und warmen Wasser braucht es gar nicht. Das kann man auch mit dem Duschkopf erledigen, indem man zunächst kaltes Wasser über die Füße laufen lässt und im Wechsel dann warmes. Zum Schluss gut abfrottieren und ab ins Heiabett.

Liebe Mädels, wenn Ihr das jeden Abend macht, habt Ihr nie mehr kalte Füße und Euer Ehegesponste bekommt keine Eisklumpen entgegengestreckt. Wobei sowas grundsätzlich auch bei Nichtverheirateten möglich ist.

(© by Fabrizius)

Montag, 12. September 2016

15.) Die gibt’s auch in Orange.

Meistens sind sie gelb, es gibt auch Rote, Blaue weniger. Grüne hab ich noch keine gesehen, aber in Orange.

Sie gehören seit 1969 dazu, unscheinbar, aber allgegenwärtig. Just im Jahre der ersten Mondlandung erfand Ted Barrons die niedliche kleine Plastikente, die wenig später als Badeente ihren Triumphzug um die Welt hielt.

Nein, nicht nur um die Welt.

Der Astronaut Waleri Poljakow nahm 1994 das Quietscheentchen seiner Tochter mit in den Weltraum und präsentierte es bei Fernsehübertragungen aus der Raumstation »Mir«.

Dann kam, was kommen musste, eine Badeentenverordnung:

Wichtig ist, dass Quietscheenten nicht zu laut quietschen, da die Spielwarennormen für Europa gewisse Grenzwerte vorsehen, um das menschliche Gehör nicht zu schädigen.

Damit nicht genug. Es gibt für alle Anlässe im menschlichen Leben adaptierte Enten:

Berufsenten, Heiratsenten, Schwarzwaldenten, Militärenten, Musikerenten ... die Liste dieser Spezifikationen ist ellenlang.

Die Badeente wurde sogar gerichtsmassig.

Vor dem Oberlandesgericht Koblenz fochten zwei Versandhändler um die Frage, ob Badeenten »Hygieneartikel« sind und der Käufer deswegen nur ein eingeschränktes Rückgaberecht hat.

Das Urteil der Richter im Badeentenstreit war salomonisch.

 Sie stellten fest: Badeenten in den Vereinsfarben der Bundesligavereine sind nicht als Hygieneartikel, sondern als Fanartikel anzusehen. Eine Badeente mit Vibratorfunktion ist ebenfalls kein Hygieneartikel, sondern ein Erotikspielzeug.

Damit Sie mir das glauben hier das Aktenzeichen:
OLK Koblenz, Beschluss vom 9. Februar 2011, Aktenzeichen 9 W 680/10

Das niedliche Entlein fand sogar in der renommierten Süddeutschen Zeitung ihren Eintrag mit der Artikelübersicht:
»Der Müll im Meer - Stöpsel, Tüten, Badeenten«

Selbst die Wissenschaft macht sich die Entlein zu Nutze.
1992 gingen bei einem Frachter aus Hongkong, der nach Tacoma im US-Staat Washington unterwegs war, im Ostpazifik einige Container mit knapp 29.000 Spielzeugtieren über Bord, darunter zahlreiche Quietscheentchen. Diese schwimmen seitdem auf den Weltmeeren, einige haben inzwischen auch Europa erreicht. Forscher können die Sichtungen der Quietscheentchen nutzen, um die Ausdehnung der Müllstrudel auf den Weltmeeren zu berechnen.

Von Loriot wurde die niedliche Ente in dem Sketch »Herren im Bad« geadelt. Die gibts übrigens exklusiv in der Loriot Home Collection für 9,99 bei Butlers. Nicht die Herren, aber die Quietscheentchen.

Sicher werden Sie jetzt genau so wie ich, die Badeente mit ganz anderen Augen sehen.

(© by Fabrizius)

Samstag, 10. September 2016

14.) Bademeister

Ein Bademeister war früher nicht nur eine Respektsperson, sondern auch bei den Damen sehr gut angeschrieben. Sicher nicht so heftig wie bei Skilehrers, die spielten in der Liga weiter oben.

Braungebrannt, weiße Badehose, Waschbrettbauch, immer ein strahlendes Lächeln, immer von Frauen umgeben. Das ist meine Erinnerung an diese Spezies. Wir kennen sie alle von der Fernsehserie Baywatch mit dem damals umwerfenden David Hasselhoff. Das war noch ein Bademeister, der natürlich nicht so hieß, trotzdem einer war.

Heute heißen die immer noch so, sind aber Bedienstete des städtischen Bauhofes oder des Friedhofsamtes, die nach einem »Bademeisterlehrgang« während der Sommermonate mal eben im Freibad für drei, maximal vier Monate den Hasselhoff geben. Danach jäten sie Blumenbeete oder putzen Gräben aus.

Das weiß natürlich auch die Damenwelt, da kommen gar nicht erst so bademeisterliche Gefühle auf und mit dem Waschbrettbauch hat es sich auch nicht so.

Aber, sie tun ihre Arbeit, ohne Bademeister wäre ein Schwimmbad nicht vorstellbar. Wer soll denn sonst Leben retten und Papierkörbe leeren?

Richtige Bademeister im bundesrepublikanischen Deutschland heißen ja nicht Bademeister, sondern Schwimmmeister und um ganz genau zu sein, ist die offizielle Berufsbezeichnung »Geprüfter Meister, resp. geprüfte Meisterin für Bäderbetriebe«.

Hä, klingt doch gut!

Und weil es in Deutschland ohne Verband nicht geht, sind die alle im »Bundesverband der deutschen Schwimmmeister« organisiert.

In ganzjährigen Einrichtungen, das muss ich der Vollständigkeit halber sagen, sieht die Sache natürlich anders aus. Da sind die wahren Bademeister, die mit der richtigen Prüfung. Die müssen keine Blumenbeete jäten oder Gräben ausputzen, die kümmern sich ganzjährlich um Wassertemperatur, Einhaltung der Badeordnung und Sauberkeit in den Kabinen. Ok, die machen auch den Hasselhof mit, aber, ehrlich gesagt, wie oft kommt ein Badegast denn in so eine Bredouille?

Und vom Beckenrandspringen darf man sowieso nicht!

(© by Fabrizius)

Freitag, 9. September 2016

12.) Premiumbaden und 13.) Erlebnisbad

  Heute ist vieles »Premium«, angefangen von der Gleitsichtbrille bis zum Wäschetrockner. Premium ist in! Deshalb gibt es auch Premiumbaden.

Was das ist, musste ich mir erst mühsam erarbeiten, aber dank Google war das machbar.

Da gibt es eine:
»GOJO 5361-02-EEU00 Premium Schaum Handreinigung mit Hautpflege« mitsamt »TFX Nachfüllung, 1200 ml im 2-er Pack«,
für um die vierzig Euronen.

Oder ein:
»Rousset premium Badewannenkissen aus der Blue Coast Collection für Badewanne und Whirlpool!«
Das entspricht einem »anti Rutsch Nackenkissen für Komfort mit weichen Fasern & großen Saugnäpfen, leicht zu reinigen & geruchsresistentes Kissen.«
Das Ganze für schlappe Neunundzwanzigneunundneunzig.

Selbst für betagtere, nicht mehr so bewegliche Badende gibt es eine »Badewannen Einstiegshilfe Premium«.

Beim Premium ist halt an alles gedacht.

Dabei ist es erstaunlich, dass das Wasser immer noch aus der Leitung kommt und nicht aus einem Premiumbadewasserspender, antibakteriell mit Duftstoffkapseln, selbstverständlich rein biologisch abbaubar und antiallergisch.

Ich bin mir sicher, irgend ein Jungunternehmer wird früher oder später auf die Idee kommen und in Fernost solche Dinger zusammenbauen lassen.

Premium kostet natürlich was und mit dem Premiumbaden ist es nicht anders. Wenn Du ein stinknormales Ticket, früher hieß das mal »Eintrittskarte«, erwirbst, dann blätterst Du höchstens an die dreifuffzig hin. Bei Premium kannst Du mit dem Doppelten rechnen.

Das ist so, wie mit der Ersten-Klasse im Zug. Schneller kommst Du auch nicht an, aber Du hast wenigstens ein Ersteklasseabteil.
Von einem Premiumbecken im Freibad hab ich hingegen noch nie was gehört und das PEB hat sowas auch nicht, obwohl da was mit »Erlebnis« sein soll.

Das ist das Stichwort zum »Erlebnisbaden«, was der Fülle halber in einem Extrakapitel abgehandelt werden muss.


13.) Erlebnisbad

Das ist auch so eine neumodische Erfindung!
Wenn ich es darauf anlege beim Baden ein Erlebnis zu haben, dann brauche ich dazu kein Erlebnisbad. Das geht in jedem stinknormalen Freibad oder Hallenbad. Im Thermalbad mag das etwas schwieriger sein, ist aber allemal möglich.
Dann kommt es darauf an, was für ein Erlebnis angepeilt wird. Die Auswahl ist riesig.

Da will einer das erste Mal seine zwanzig Bahnen an einem Stück schwimmen und schafft das auch noch. Keiner wird diesem Menschen sein Erlebnis absprechen wollen. Beim erstmaligen Springen vom Zehnmeterturm ist die Sache ähnlich gelagert. Das muss man sich trauen.

Eine Andere will im knapp sitzenden Bikini Männerblicke auf sich ziehen. Es wird ihr gelingen, ein paar Notgeile sind immer da, wobei ein knapp sitzender Bikini nichts Außergewöhnliches ist. Hier zählt mehr das Nichtverhüllende, aber das wissen wir ja alle.

Da trifft einer einen alten Bekannten, den er seit Jahren nicht mehr kontaktierte just in dem Moment, als er rückenschwimmend Besagten anrempelte.

Erlebnisse dieser Art gibt es immer, auch ohne Erlebnisbad und das war immer so, selbstverständlich auch in der Antike.

Da tigerte der römische, von mir aus auch griechische Jungmann nackert in den Thermen herum, um ein Gspusi aufzureißen, schließlich fand er auch was Passendes, ebenso nackert, versteht sich.

Die konnten nun gemeinsam jede Menge Erlebnisse eines nach dem anderen in Angriff nehmen, ganz nach dem Motto: »Gemeinsame Erlebnisse sind schönere Erlebnisse«.

Dem ist nicht entgegenzusetzen und in der Neuzeit genau so machbar, wenn auch das mit dem nackig sein nicht so üblich ist, weil nämlich zwischenzeitlich die Badehose und der Bikini erfunden wurden. Trotzdem sollten diese beiden Badeutensilien keine wesentlichen Schwierigkeiten bereiten, weil sie schnell ausgezogen sind.

Von der »Susanna im Bade« erzählte ich schon. Für die Alten, die sie heimlich beobachteten, war das ganz sicher ein äußerst erotisches Erlebnis, auch wenn sie altersbedingt nie mehr aktiv eingreifen konnten.

Genau so die Lausbuben, die durch ein passendes Astloch auf’s FKK-Gelände lugten.

Sie sehen, Erlebnisbad ist überall und immer, da braucht es keine extra ausgewiesenen Badeanstalten für. Hier ist Phantasie und Mumm gefragt, dann wird das was.

Wir älteren unter den Lesern erinnern uns vielleicht noch an den Film »Schulmädchenreport« mit weiteren zwölf Folgen aus den Siebzigern. Da wurde uns verklemmten Jugendlichen Appetit gemacht und der eine oder andere Trick gezeigt, wie man nackte Haut sehen konnte.
Heute ist das ein alter Hut und steht in jedem Bistumsblatt.
Erlebnisbad brauchte es damals nicht, gab es auch nicht!

(© by Fabrizius)

Mittwoch, 7. September 2016

11.) Bademuffel

Wir müssen uns noch mit einem besonderen Exemplar von Mensch auseinandersetzen, dem Bademuffel. Der ist unter den anderen Muffeln der Konsequenteste und seit einer Studie aus dem Jahre 1998 auch der an besten Dokumentierte.

Das ist einer, der sich nur unter der Dusche nass macht. Im Urlaub hat er garantiert seine Badehose vergessen, wenn er überhaupt eine besitzt. Am Strand sitzt er in kurzer Hose, T-Shirt und Sandalen und wenn’s hochkommt auch noch mit Socken herum.
Barfußlaufen ist nicht und freier Oberkörper sowieso nicht. Baden im weitesten Sinne des Wortes kann er nichts Positives abgewinnen. Er hasst Baden!

Das soll nicht heißen, dass er kein reinlicher Mensch ist. Aber ein Wannenbad ist ihm zu umständlich, Schwimmbadbesuche kennt er nicht. Selbst therapeutisch verordnete Thermalbäder lehnt er ab.

Vielleicht hat er mal in seiner Jugend schwimmen gelernt, aber er praktiziert es nicht mehr. Er braucht festen Boden unter den Füßen.

Natürlich hat er zuhause ein voll eingerichtetes Bad inclusive Badewanne, aber Letzteres benutzt er nicht.

Bei einer repräsentativen Umfrage unter bekennenden Bademuffels wurde festgestellt, sie deponieren in der heimischen Badewanne allenfalls schmutzige Wäsche. Der ursprüngliche Zweck ist nicht in Vergessenheit geraten, nur wird davon nie Gebrauch gemacht.

Ein paar Zeitgenossen spekulieren, ob der Bademuffel in seiner Kindheit mit dem eigentlichen Badevorgang schlechte Erfahrungen gemacht habe.

Oben erwähnte Studie führt in Einzelfällen andauerndes Unterduckern durch gleichaltrige oder ältere Mitbader an, die ihm nachhaltig den Baderspaß verdarben.

Auch werden vereinzelt kritische Bademomente ins Feld geführt, wie Beinaheertrinken oder Tiefenangst in naturbelassenen Gewässern.

Haiangriffe konnten in Mitteleuropa naturgemäß nicht verzeichnet werden. An den Küsten Floridas mag das sicher mit ein Grund sein, Bademuffel zu werden. Genauere Zahlen sind mir unbekannt.

Allerdings konnte die Studie nur unzureichend erklären, warum solche durchaus negative Erlebnisse auf ein Wannenbad übertragen wurden.

Im Gespräch wird ein Bademuffel seine Aversion herunterspielen.
Er sei nun mal nicht der Typ, der stundenlang am Strand herumliegen oder ziellos im Wasser rumplantschen könne. Gegen badende Menschen habe er überhaupt nichts, solange sie ihn in Frieden lassen.

Riesige Badelandschaften mit künstlich aufgeworfenen Sandstränden und Wellenbecken sieht er mit Skepsis. Solche Einrichtungen kennt er nur aus den Medien oder vom Hörensagen.

Für ganze Familien, die mit Schwimmente und Taucherbrille ins Freibad strömen, hat er nur ein mitleidiges Lächeln übrig. Er wird eventuell dezent den Kopf schütteln und »meinetwegen« oder »nichts für mich« denken.

Ausgebildete Rettungsschwimmer werden sie unter Bademuffeln vergeblich suchen. Auch nach intensiver Recherche wurde mir kein einziger Fall bekannt.

(© by Fabrizius)

Freitag, 2. September 2016

10.) Wannenbad

»Du, die Wanne ist voll, uhuhuh!!«
Erinnern Sie sich noch? Das sangen Helga Feddersen und Didi Hallervorden 1978.

Um 2008 wurde das Kinderlied: »In meiner Bi-Ba-Badewanne« mit dem Text von Bettina Göschl gesungen.

Peter Igellhof intonierte 1937 »In meiner Badewanne bin ich Kapitän.« Und begleitete sich selbst am Klavier.

Selbstverständlich hatte Peter Alexander auch was mit Badewanne, nämlich den »Badewannentango«. Der wurde zusammen mit Gunther Phillip 1962 geträllert.

»Ein Badewannenlied hab ich noch. Da geht die dritte Strophe so:
»Ganz aus Wasser ist der Rhein,
und nur halb der edle Wein,
aber was hilft das dem Manne,
hat er keine Badewanne.«

Welches andere Badeutensil kommt auf so viele Lieder? Keines!

Das Wannenbad war über Jahrzehnte der Klassiker unter den Bademöglichkeiten. Dabei sind fest installierte Badewannen erst in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts allmählich in die Wohnungen gekommen. Die Vorläufer waren Holzzuber und Zinkwanne.

In der Zeit davor, gab es öffentliche Badeanstalten, in denen Mann oder Frau, selbstverständlich getrennt, gegen Gebühr ein Wannenbad nehmen konnte. Viele Kommunen hatten eine Verordnung, die besagte, dass jedem Bürger mindestens einmal wöchentlich ein Wannenbad zusteht. Dafür wurden Badehäuser eingerichtet, in denen in diversen Kabinen, oft nur durch einen Vorhang voneinander getrennt, Badewannen standen.

Das eingelassene Badewasser durfte bei einer liegenden Person gerade über den Nabel reichen. Auch das war in der Verordnung festgehalten. Gegen Aufpreis gab es Fichtennadelduft in Tablettenform. Warum es ausgerechnet Fichtennadelduft war, kann ich Ihnen nicht sagen.

Vereinzelt findet man noch heute solche Einrichtungen, die durchaus frequentiert werden. Sie werden aber immer weniger.

Am 3.3.2001 stand im »Berliner Tagesspiegel« folgender Artikel:
In der »Reinigungsabteilung« im Stadtbad Charlottenburg stehen die letzten öffentlichen Berliner Badewannen.
Die Dreiviertelstunde in der Wanne kostet vier Mark. Wer kein Handtuch mitbringt, kann für zwei Mark eines leihen, und für fünfzig Pfennig gibt es ein kleines Stück Seife mit Sandelholzduft, eingepackt in Papier mit Südseepalmen darauf.

Auch noch 2001, das ist dokumentiert, gab es nicht sanierte Altbauwohnungen, in denen vielleicht eine Dusche Platz gehabt hätte, aber keine Badewanne. Neuere Studien über nicht sanierte Altbauwohnungen existieren nicht.

In mykenischer Zeit war die Badewanne schon erfunden, das war ca 3000 Jahre v. Chr.
Die Erfindung der häuslichen Badewanne ist nach dem Griechen Athenaios den Bewohnern des antiken Sybaris zuzuschreiben.
Das habe ich bei Google recherchiert. Sowas ist kein Allgemeinwissen.

So, Schluss damit, genug Geschichte. Trotzdem muss noch festgehalten werden: Die alten Griechen haben nicht nur die Demokratie, sondern auch die Badewanne erfunden, und zwar unabhängig voneinander.

(© by Fabrizius)

Mittwoch, 31. August 2016

09.) Thermalbaden

Ein Thermalbad ist eine in sich geschlossene kleine Welt.
Dort finden sie ausschließlich Thermalbadende beiderlei Geschlechts, wobei die Allermeisten auf der Altersskala weiter oben angesiedelt sind.
Darunter sind sehr viele verschiedene Charaktere, die man in drei Hauptkategorien einteilen kann.

Da gibt es die gesundheitsbewussten Freizeitthermalbadenden, die zahlen ihren Eintritt selber und gehen regelmäßig und aus Überzeugung. Sie genießen das Thermalwasser und nutzen ihre gebuchte Zeit voll aus.

Ganz anders der auf Kassenrezept badende Thermalbader. Der oder die wurde von einem Doktor geschickt, der glaubt, die diversen Wehwehchen seines Patienten könnten durch Thermalwasser gelindert oder bestenfalls geheilt werden.

Dieser Mensch geht nicht aus Überzeugung, sondern weil er ein Rezept von seinem Arzt bekam. Viel lieber hätte er sich ein paar Pillen mehr reingeschmissen. Nun findet er sich erst mal damit ab und regt sich über eine Zuzahlung zum Rezept auf.

Eine eigene Spezies sind die kurenden Thermalbader.
Sie sind in den verschiedensten Gesundheitseinrichtungen untergebracht und haben neben dem Thermalbaden noch diverse andere Anwendungen. Sie essen in Gemeinschaftsräumen und müssen spätestens um zweiundzwanzig Uhr in der Kurklinik sein. Sie vertreiben sich neben den Anwendungen die Zeit mit allerlei Spielen, Spazierengehen und Wirtshausbesuchen.

Tanzveranstaltungen sind auch sehr beliebt, deshalb trifft der geflügelte Spruch »Morgens Fango Abend Tango!«, voll auf sie zu. Über's Essen und über Tischnachbarn wird regelmäßig gemäkelt.

Der eine oder die andere legt sich zwecks Zeitvertreib einen Kurschatten zu. Dann gehen beide zum gemeinsamen Thermalbaden und blockieren mit Badetaschen und Badetüchern erst mal zwei Liegestühle nebeneinander, auch wenn überall Schilder darauf hinweisen, dass das verboten ist.

In so einem Thermalbad sind sämtliche Ballspiele, lautes Rumgrölen und vom Beckenrand springen verboten. Ebenso das Essen auf den Liegen. Auf angemessene Badekleidung und das Abduschen vor dem ins Thermalwassergehen wird streng geachtet. In extra Ruheräumen wird Du von Deinem Ruhenachbarn schon angepflaumt, wenn Du laut hustest.

Ein Spaßtempel ist ein Thermalbad nicht. So sehen auch die meisten Gesichter aus. In den Therapiebecken bemühen sich Bademeisterinnen und Bademeister um die Gesundheit der ihnen Anvertrauten.

Im Sprudelbecken blockierte eine Horde Weiber, alle jenseits von Gut und Böse, über eine halbe Stunde sämtliche Massagedüsen.

Ein korpulenter Patient aus der Reha-Klinik Herz-Kreislauf regte sich so darüber auf, dass er drei Nitro-Kapseln auf einmal nehmen musste. Der Bademeister telefonierte gleich nach dem diensthabenden Arzt besagter Klinik und wetterte darüber, dass solche instabilen Patienten nichts im Thermalbad zu suchen hätten.

Die Damen vor den Düsen focht das nicht an. Sie verteidigten ihr Terrain mit gestrengen Blicken, bis der Herr Bademeister die Düsen abdrehte.

Die einzige mit einer passablen Figur war eine Frau Doktor aus der Klinik für psychosomatische Erkrankungen, die wegen ihres Rückenleidens zwei mal wöchentlich am späten Nachmittag nach ihrer Arbeit ins Thermalbad kam. Natürlich musste sie keinen Eintritt zahlen.

Wie Anfangs bereits erwähnt, ein Thermalbad ist eine in sich geschlossene kleine Welt. Das wird auch so bleiben. Die Menschen werden die Gleichen bleiben. Nur Kassenrezepte für’s Thermalbaden wird es keine mehr geben.

(© by Fabrizius)

Freitag, 26. August 2016

08.) Extrembaden

Die Feststellung: »Der ist als Kind zu heiß gebadet worden«, beschreibt einen Menschen, der nicht alle Tassen im Schrank hat und sich unmöglich aufführt.

Dieses Heißbaden an sich soll gelegentlich vorkommen, muss aber als unbeabsichtigte oder verssehendliche Handlung eingestuft werden.

Ganz anders ist es mit dem Eisbaden. Das wird im Vollbesitz der geistigen Kräfte, absichtlich und mit festem Willen praktiziert. Eine gehörige Portion Mut ist notwendig. So ein Warmduscher schafft das nie!

Das klassische Eisbaden geht so:
Loch ins Eis schlagen, reinspringen, zwei bis fünf Minuten drinnen bleiben, rausklettern, abtrocknen, warmreiben, Ruhe gönnen.

Die abgeschwächte Form nennt sich »Winterbaden«. Der Name erklärt sich selber.
Diese Form findet immer mehr Anhänger.
Die Wissenschaft fand heraus, dass der Temperaturschock eine Menge Glückshormone freisetzt.

Auch weiß man, dass die ollen Germanen ihre Neugeborenen dem Eiswasser aussetzten, um sie für die strengen nordischen Winter abzuhärten.
Da war halt noch nichts mit Zentralheizung und rund um die Uhr Warmwasser.

Der Körper hält seine Temperatur, indem er im Eiswasser mehr Kalorien verbrennt und dadurch Wärme erzeugt. Für so manchen ein toller Nebeneffekt. Auch sollen Eisbader extrem selten erkältet sein.

Alles in allem eine gute Sache, wenn man es richtig anfängt und auf im Eisbaden erfahrene Menschen hört.

Die oben erwähnten Warmduscher können hier in dieser Staffel nicht abgehandelt werden, da Duschen ja nichts mit Baden zu tun hat. Duschen ist einfach nur Nassmachen, Baden hingegen ist eine Sinneswahrnehmung der ganz besonderen Art, und Eisbaden verschafft dem Ganzen einen berauschenden Kick.

(© by Fabrizius)

Montag, 22. August 2016

07.) Bademode

Wir kennen das. Wenn Mode ins Spiel kommt, dann wird’s frauenlastig. Nicht anders ist es mit der Bademode.
Wenn der Mann unter diversen Badehosen auswählen kann, dann durchstöbern die Frauen ganze Badeensembles.
Klar, sie müssen mehr verhüllen als Männer. Das Obenrum braucht’s bei Männern nicht.

Nur, mit dem Verhüllen ist es so eine Sache. Heutzutage wird ja kaum noch verhüllt. Ich meine so richtig unter Textil verborgen.

So ein üblicherweise getragener Bikini kommt über ein paar Quadratzentimeter Stoff nicht hinaus, auch wenn das Oben ein größeres Kaliber hat. Die Pobacken sind sowieso textilfrei. Lediglich dort, wo sie sich vereinen, ist ein dünnes Etwas vorgesehen, das bei kurvenreicheren Ladys sowieso in der Tiefe der Falte verschwindet. Somit ist die Hinterseite vom Ansehen her nackert mit Kordel um die Taille.
Und vorne? Minimalistisch. Das Etwas, bedeckt gerade mal die meist blankrasierte Scham, umgangssprachlich liebevoll »Muschi« genannt, aber mehr auch nicht.

Wenn man früher mit einem alten Bikinihöschen noch ein ganzes Fahrrad putzen konnte, dann schafft man heute mal eben mit so einem Teil die Fahrradklingel. Nach Höschen sieht das sowieso nicht mehr aus, eher nach Kordel mit Stofffetzen dran.

Dabei haben wir, wenigstens in der EU, bei den Garnen und Stoffen keine Lieferengpässe. Auch die Fertigungsindustrie in Sachen Bademoden ist gut aufgestellt. Die könnte jederzeit auf mehr Quadratzentimeter aufstocken, auch wenn die Meisten im Fernen Osten produzieren lassen.

Eine Badekappe, in manchen Hallenbädern vorgeschrieben, bringt es bei Frauen eindeutig auf mehr Fläche.

Natürlich gibt es bei Männern auch Extravagantes. Männerstrings verhüllen ausschließlich das Gemächt. Aber in der breiten Masse hat sich das nicht durchgesetzt. Das mag daran liegen, dass man so viel Sixpacks dann doch nicht in bundesdeutschen Badeanstalten sieht. Der Waschbrettbauch ist, ich will nicht sagen, eine Rarität, aber auf mehr als zwei bis drei Prozent kommt er nicht.

Geht’s in ein Strandkaffee, dann ist bei den Damen was Durchsichtiges zum drüberziehen gefragt. Das verhüllt nichts, das soll mehr Sexappeal hermachen und figurbetont in der Meeresbrise flattern. Mal hat das Nichts lose Ärmel, mal keine. Es soll sogar welche mit Kapuze geben.

Barfuß zum Eis essen gehen, geht gar nicht!

Die mit Ornament, Glimmer und wasserfestem Lack verzierten Zehennägel schauen aus allerliebst aufgepeppten Sandalettchen hervor, die mit filigranen Kordelchen am Füßlein gehaltenen werden. Richtig laufen damit? Fehlanzeige!, auch wenn die Verkleinerungsform nicht angebracht und die Schuhgröße jenseits der dreiundvierzig ist.
Das männliche Pendant, die Badelatschen sind bereits in einem eigenen Text ausgiebig abgehandelt.

(© by Fabrizius)

Samstag, 20. August 2016

06.) Wasser ist eine Kugel.

Haben Sie sich schon mal gefragt, wie Astronauten in ihrer Raumstation baden? Geht das überhaupt?
Das sind ja keine Ferkel, irgendwie müssen die sich ja waschen und das geht nun mal mit Wasser.
Das soll sich in der Schwerelosigkeit bei passablem Luftdruck, also wie in einer Raumkapsel, zu einer Kugel formen.

Im Weltall selber, außerhalb einer Raumstation, ist es saukalt und Luftdruck gibt es auch keinen, es ist ja keine Luft da. Da verdampft das Wasser sofort und weil es saukalt ist kondensiert es genau so schnell und wird zu Eis.

Zurück zum Baden in der Raumstation.
Können die Astronauten, durch das zur Kugel geformte freischwebende Wasser mit vielleicht eineinhalb Meter Durchmesser so einfach hindurchlaufen? Werden die dabei nass?

Da schaute man seinerzeit gebannt mehrere Stunden Mondlandung und bekam so eine elementare Frage nicht beantwortet.
Statt dessen so hohle Worte wie: »Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Schritt für die Menschheit«, und all so ein Tüttelkram. Hätte der Neil Armstrong lieber mal erklärt wann und wie er nach dem Stolperer ein Bad nimmt.

Das ist jetzt schon über 45 Jahre her und wir wissen es immer noch nicht.

Da redet ein Ulf Merbold stundenlang ganz kluge Sachen im Fernsehen, aber er hat das Baden im Weltraum noch mit keinem einzigen Wort erwähnt, dabei war er drei mal da oben. Die wirklich wichtigen Fragen stellt keiner!

(© by Fabrizius)

Mittwoch, 17. August 2016

05.) Zweidrittelmond



Seit drei Wochen gingen sie miteinander. Noch wusste Niemand davon, selbst Melis beste Freundin Sabine nicht. Die saß mit ihrem neuen Schwarm Freddy beisammen und knutschte rum.
Tobi und Meli hielten ganz versteckt Händchen und hatten nur Augen für sich.
Das erste Mal hatte sie einen Jacky-Cola getrunken, den ihr Tobi spendierte. Nun war es Zeit zum Aufbrechen, Asha stellte schon die Stühle auf die Tische.

»Habt Ihr schon mal bei Mondschein gebadet?«, wollte Freddy von den anderen wissen. Meli und Tobi schüttelten ihre Köpfe und Sabine meinte, das wäre ziemlich geil.

Freddy wusste einen Durchschlupf ganz hinten zur Liegewiese des Freibades.
Die Nacht war lau, der Zweidrittelmond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche des Nichtschwimmerbeckens, als die beiden Pärchen mühelos durch ein Loch im Maschendrahtzaun schlüpften. Nun standen sie unter der Ulme im hinteren Teil des Areals, das tagsüber von älteren Badegästen bevorzugt wurde.

Nur spärlich drang das Licht der einzigen Straßenlaterne zu diesem Teil vor.

Freddy hatte sich schon bis auf die Unterhose ausgezogen. »Kommt, Ihr auch!«, forderte er die anderen auf, dann flog auch noch die Unterhose auf den Rasen.
»Nackt?«, fragte Meli erstaunt.
»Natürlich nackt!«, antwortete Sabine, »hier sieht uns niemand!«, und schon stand sie oben ohne da.
»Ich mach das nicht!«
»!Jetzt hab Dich nicht so!«, drängelte ihre Freundin.
Auch Tobi zierte sich noch.
»Komm!«, forderte Freddy Sabine auf, »die kriegen das schon gebacken!«, dann rannten beide zum Nichtschwimmerbecken, natürlich nackert.

»Sollen wir auch?«, fragte Meli ihren Tobi. Dieser nickte mit einem Kloß im Hals, und sagte:
»Aber nur, wenn Du wirklich willst!«
Dann setzte sich recht schnell die unbeschwerte Jugend durch und wenig später standen sich auch Meli und Tobi nackert gegenüber.
Der Zweidrittelmond hüllte die jungen Körper in sanftes Licht, wobei die Straßenlaterne nicht weiter störte.

»Komm!«, flüsterte Meli und nahm Tobis Hand, die sich heiß anfühlte. So richtig anschauen mochte er seine Meli nicht. Er wollte sie nicht enttäuschen, nicht verletzen. Er wollte Ihr auch morgen früh ohne Skrupel in die Augen schauen können. Dann sagte er sich, dass sie das alles ja freiwillig mitmachte und hatte trotzdem kein gutes Gefühl dabei.
Als sie sich im Nichtschwimmerbecken auf den Boden setzten und das Wasser ihnen bis zum Hals reichte, waren beide erleichtert.

Sabine und Freddy knutschen schon wieder rum.

Meli suchte Tobis Hand, die sich auch im Wasser heiß anfühlte.
Die Natur in all ihrer Fülle und Güte wusste auch für diese beiden jungen Menschen, was zu tun war.
Der Zweidrittelmond tauchte sie ein in pures Silber, das Wasser umspielte ihre Körper und pochenden Herzens gaben sie sich den ersten Kuss.
Auch bei dieser intimen Zweisamkeit war die Straßenlaterne außen vor, sie störte nicht weiter.

Der Zweidrittelmond schaute sehr zufrieden auf die beiden Erdenkinder und verschwand danach diskret hinter einer Wolke.

(© by Fabrizius)

Montag, 15. August 2016

04.) Erotik

Es gab Epochen, da war Baden was Unanständiges und nur liderlichen Personen vorenthalten.
Wenn aber die Plagen vor Dreck strotzten, musste halt doch mal Holzzuber und Kernseife herhalten. Und dann war es auch unausweichlich, sie nackert zu machen.

Just für diesen Zeitpunkt wurde als Badeutensil die Halskrause erfunden. Die war dazu da, dass der kleine Friedel seinen Schniedel nicht sah und die Uschi ihre Muschi auch nicht.
Die Kinder seinerzeit wuchsen in absoluter Keuschheit auf. Mal eben so einfach nach dem Pipi fassen, unmöglich! Die waren so verklemmt, da poppten selbst die Erwachsenen in voller Montur.

Aber, die kindliche Keuschheit war nicht effektiv genug. Irgendwann, zum Glück, spannten die was, sonst wäre die gesamte Menschheit in der Biedermeierzeit ausgestorben.

Andererseits hatte Baden in vielen Epochen mit Erotik zu tun. Unzählige Meisterwerke verkünden das.
»Susanna im Bade« wurde von mehreren Altmeistern in Szene gesetzt. Dazu gehören Rembrandt, Rubens, Tintoretto und noch andere. Die gemalte Szene ist Voyeurismus und Geilheit pur. Es lohnt sich, bei Google nachzuschauen.

Auf Fresken im antiken Rom sahen die ollen Römer jede Menge Julias, Auroras und Pudentias aus dem Bade steigen. Allesamt nackert mit nichts an. Baden war für die Römer Lebensfreude und geselliges Zusammensein. Keiner hockte daheim alleine in seiner Wanne.
Baden war Lebensgefühl und freizügig waren die allemal mehr als wir verklemmten Neuzeitmenschen.

Männlein und Weiblein tummelten sich zu Tausenden in den riesigen Thermen, nackert natürlich. Da knisterte es an allen Ecken und Enden. Die Badehose war noch nicht erfunden und der Bikini kam sogar erst nach der Erfindung der Atombombe auf.

(© by Fabrizius)

Samstag, 13. August 2016

03.) Badelatschen

Um alles in der Welt, wie kommt man auf die Idee, was über Badelatschen zu schreiben?
Ich finde, wenn man Geschichten übers Baden erzählt, gehört das Thema »Badelatschen« dazu.
Es ist gar nicht so verkehrt sich darüber seine Gedanken zu machen.

Erst mal muss festgestellt werden, Badelatschen sind immer Männerlatschen!
Damen und andere Frauen benutzen Badesandaletten. Das sind die, mit den freigelassenen Zehen, damit man den Nagellack sieht.

Wir bleiben bei den Latschen, also in Männerdomaine. Die sind meistens aus irgend einem Gummizeugs und sehen irgendwie vergammelt aus, was sie bei näherem Hinsehen nicht sein müssen. Die Größen variieren immens, genau wie Männerfüße.

Meistens stehen sie irgendwo rum. Im Hallenbad am Beckenrand. Am Strand sieht man sie in den Dünen, mal am Fuß, mal herrenlos rumliegend.

Wenn sie nicht irgendwo rumstehen, fristen sie ein trostloses Dasein. Eingezwängt in der Badetasche, irgendwo auf dem Balkon zwischen Geranien und Wäscheständer oder achtlos hinter die Waschmaschine geworfen.

Prinzipiell gibt es in einer Dreizimmerwohnung keinen Ort, an dem Badelatschen nicht hervorgeholt werden können. Das gilt auch bei einer Vierzimmerwohnung, einem Einfamilienhaus oder Reiheneckhaus.
Natürlich findet man sie gelegentlich im Badezimmer. Da wäre ja ihr ureigenster Platz.

Überall dort, wo es Wasser und Verkaufsbuden gibt, finden sich auch Badelatschen. Wunderbar adrett aneinandergereiht, nach Größe und Farbe sortiert. Zu hunderten werden sie zum Verkauf angeboten. Das sind echte Hingucker. Sie werden nie mehr so vorteilhaft aussehen.

Ihr Design ist funktional und minimalistisch. Da ist dieser kleine Steg, der von der Sohle zwischen die erste und zweite Zehe geklemmt wird, um sich dann in irgend einem verschnörkelten Plastikteil über dem Fußrücken zu verlieren.
Ich mag ja die Roten am liebsten. Blau geht auch noch, aber Grün mag ich gar nicht!

Badelatschen sind ein reiner Gebrauchsgegenstand. Bei Männerfüßen kann man sowieso nichts schmücken.

Neulich habe ich eine mir noch unbekannte Wortschöpfung aufgeschnappt.

Auf der Liegewiese eines Freibades, wo sag ich nicht, sagte die Ehefrau zu ihrem Göttergatten in reinstem sächsisch:
»Mei Gud'sder, nimm mal Deine Käsemauken von mein Bauch!«
Ausser dass »von mein Bauch« grammatikalisch nicht korrekt ist, finde ich diese Wortschöpfung »Käsemauken« brillant. Die passen doch hundertprozentig zu den Badelatschen. Leider konnte ich in der Hektik des Badebetriebs nicht nachfragen, ob man »Mauke« mit einem »k« oder mit »ck« schreibt. Ich vermute Ersteres, weil mein Korrekturprogramm »Mauke« mit nur einem »k« ohne Fehleranzeige durchlässt.

Beinahe hätte ich was Wesentliches vergessen.
Haben Sie einen Hund? Rasse egal.
Wenn Sie einen Hund haben, dann sind Badelatschen, gebraucht versteht sich, mit Abstand das beliebteste Spielzeug ihres Vierbeiners.
Ein Hund hat ganz andere Duftvorstellungen. Der könnte, wenn er denn reden könnte, bestimmt hunderte von Duftvariationen bei Käsemauken beschreiben.

Geeignet sind Badelatschen auch als Unterfütterung, sollte mal ein Tischchen an der Strandpromenade wackeln. Latsche drunter und schon ist die Sache behoben.
Übrigens, Tische mit drei Beinen können nicht wackeln, was für die Badelatschen natürlich schonender ist.

(© by Fabrizius)

Donnerstag, 11. August 2016

02.) Wasser war nicht immer!

Kleopatra soll in Eselsmilch gebadet haben. Das diente nicht der Körperreinigung, sondern in erster Linie der Schönheit. Eselsmilch versprach reine und zarte Haut. Das hatte anscheinend gewirkt. Der geile Cäsar fing doch prompt mit der Nilschönheit ein Techtelmechtel an.

Der blonde Siegfried badete sogar in Drachenblut. Den dazugehörigen Drachen, so steht es im Nibelungenlied, habe er seinerzeit eigenhändig abmurkst. Das sollte ihn unverwundbar machen, wenn da nicht das Lindenblatt gewesen wäre, was der olle Hagen hundsgemein ausnutzte.

Die Schwachmaten der Nazis missbrauchten das Nibelungenlied für Ihre arische und völkische Idee. Da musste immer der blonde Recke Siegfried herhalten. Hat auch nichts genützt.

Jetzt stehen wieder so ein paar ewiggestrige braune Kackbrüder auf dem Pflaster und plärren ihre überdrehten Parolen. So viel Badewasser gibst gar nicht, um das Gesocks sauber zu kriegen.

Es soll heute noch vorkommen, dass Menschen in Champagner baden. Vorwiegend seien das Angehörige des weiblichen Geschlechts.
Nicht in Aldi-Sekt, nein, in echtem Champagner. Mit der Billigwohlstandsbrause kann’s ja jeder.

Wer so um die zwanzig Fünfzehnliterflaschen »Veuve Clicquot Brut Nebukadnezar Champagner«, eine Flasche zu abgerundet zweitausend Euronen, in die Badewanne kippen kann, der ist wahrlich nicht auf Pfandflaschen angewiesen.

Besonders exzentrische Zeitgenossen, zumeist männlichen Geschlechtes, sollen anschließend den Champagner nach dem Bade der Damen seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt haben.

Das ist nicht so weit hergeholt. Wenn man einem Schlager aus den zwanziger Jahren glauben schenken darf.

Da heißt es: »Laß mich Dein Badewasser schlürfen!«

Dann doch lieber Champagner!

(© by Fabrizius)

Dienstag, 9. August 2016

01.) Badetag

Um es gleich vorwegzunehmen. DEN Badetag gibt’s heute nicht mehr. Früher war das anders, da war Freitag Badetag. Zinkwanne oder Holzzuber wurden in der Küche aufgestellt, mit heißem Wasser vom Herd gefüllt und auf Badetemperatur gebracht. Und schon begann die Prozedur. Kleine und große Schmutzfinken, einer nach dem anderen, wurden mit Kernseife abgeschrubbt. Immer im gleichen Wasser. Und wenn's gerade passte, musste der Opa ganz zum Schluß auch noch in die Brühe rein.

Das war immer so. Drei- oder viermal Wasserwechsel, da wäre der ganze Tag draufgegangen und dem Opa wird das bisserl Dreck nichts mehr ausgemacht haben, in seinem Alter!

Zwischen den Badetagen war Katzenwäsche angesagt. Das hatte auch seinen Grund.

Der ganz normale Dreck, der sich unter der Woche ansammelte, hatte eine wichtige Funktion. Er war Garant für ein stabiles Immunsystem der Kleinen. Salopp gesagt, der gemeine Dreck härtete die Kinder ab und mobilisierte ihre Abwehrkräfte. Vitaminpillen waren vielleicht schon erfunden, waren aber im Durchschnittshaushalt unbekannt. Diese Funktion übernahm der Dreck, der immer freitags abgeschrubbt wurde. Die Woche über hatte er Zeit das Immunsystem zu stimulieren.

In den allerhöchsten Kreisen gab es Ressentiments gegen allzu viel Wasser. So soll Napoleon Bonaparte einen Kurier nach Paris vorausgeschickt haben, er würde in zwei Wochen dort eintreffen. Seine Gemahlin Joséfine bat er, sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu waschen.
Also überpuderte Joséfine ihren Dreck und wartete lustvoll stinkend auf den Kaiser. Vielleicht badeten sie ja anschließend gemeinsam.

In der vornehmen Gesellschaft waren Riechfläschchen bei den Damen weit verbreitet. Das war kein unnützer Tand. Die aus den Flakons aufsteigenden Düfte kaschierten wenigstens etwas die Körperausdünstungen der Matronen, die, wie oben bereits erwähnt, einfach über ihren Dreck hinweg puderten.

Waschen war nicht angesagt. Auf die Idee wären sie nicht gekommen.

Die Herren nahmen das sowie so nicht so genau mit den Ausdünstungen.
»Ein Bock muss stinken!«, war als Redewendung seinerzeit im Volksmund wohlbekannt.

Allzu viel Wasser, so war damals die vorherrschende Meinung, bringe die körpereigenen Säfte so durcheinander, dass Leib und Seele schaden nehmen könnten.

(© by Fabrizius)

Sonntag, 7. August 2016

Abwarten, gleich ist es soweit!

Gerade haben wir das Thema »Grillen« abgearbeitet. Diese elementare Nahrungszubereitung wurde facettenreich präsentiert und aus den verschiedensten Perspektiven beleuchtet. Nun ist alles gesagt!

Wenden wir uns einem neuen Thema zu!
Auto; Bier; Wein; Kochen; Trinken; Hobby, Radfahren; Tanzen; Bergsteigen, Fußball!
Ich bin am Suchen!

Das Thema »Frauen« habe ich nicht auf dem Radar. Das sag ich Ihnen gleich, da lasse ich die Finger weg. Mein ganzes Leben hatte ich mit Frauen zu tun. Dicke, Dünne, Keusche, Luder, Damen und andere Weiber. Jetzt muss ich das nicht mehr haben. Allen kann man’s sowieso nicht Recht machen.

Sie können alles von mir verlangen. Einen Aufsatz über das Fortpflanzungsverhalten der Sumpfdotterblume oder eine Abhandlung über die Nahrungsaufschlüsselung eines Regenwurms.
Das Thema »Frauen« bitte nicht!
Da blockieren alle meine Schreibfedern, Kugelschreiber und Bleistifte. Da stürzt sogar mein Mac ab, was er bisher noch nie getan hat.

/ = / = / = /

(Jetzt müsste hier eine längere Pause kommen. Ich möchte aber nicht so viele Leerzeilen haben. Bitte denken Sie sich die Pause einfach, so ist es am geschicktesten.)

Ich hab’s gefunden und soeben beschlossen!
Thema: »Baden«!


Das Wort »Baden« hat zwei Buchstaben weniger als »Grillen«, aber das nehmen wir mal so hin.

Mit der Badesaison ist es so, wie mit der Grillsaison.
Nicht exakt definierbar. »Baden geht immer!«, mein Ausspruch.
Und exakt deshalb werden sich die G’schichterl alle um's Baden drehen und um alles, was drumherum ist.
Ich freue mich drauf!

»Baden die Erste:«, kommt demnächst!

(© by Fabrizius)

Samstag, 6. August 2016

Grillen mal ganz anders.

Haben Sie schon mal mit Buchenholz gegrillt? Nein?
Dann werde ich darüber erzählen. Dazu muss ich ganz weit zurück in meine Kindheit gehen.

Diese Form des Grillens kenne ich aus den heimischen Weinbergen. Nach getaner Arbeit, dem Lesen der Trauben, trafen wir uns alle im Hof unseres Anwesens. Tische und Bänke gab es genug. Sie standen in einem Kreis um ein aus Eisenrohren angefertigtes über mannshohes Dreibein.


An drei langen Ketten schwang ein runder Eisenrost, der durch eine einfache Vorrichtung sowohl nach unten als auch nach oben bewegt werden konnte.
Darunter brannte ein Buchenholzfeuer.


Wenn die Holzscheite niedergebrannt und in eine Glut übergegangen waren, legte mein Vater diverse Steaks auf den Rost. Dieser wurde nun kontinuierlich an den langen Ketten über der Glut in Bewegung gehalten.

In meiner Heimat wird das als »Schwenken« bezeichnet und das Fleisch darauf »Schwenkbraten« genannt.

Das war die typische Abendmahlzeit nach dem Traubenlesen. Dazu wurde der eigene Wein und Wasser gereicht. Je nach Geschmack fanden sich Rindersteaks und Schweinemedaillons darauf, ebenso auch Lamm- und Wild.
Es waren wunderschöne Abende. Der eine oder die andere holten eine Gitarre oder ein Akkordeon hervor, dann erklangen die alten Wein- und Trinklieder in die Nacht.

Als Dreikäsehoch wollte ich immer das größte Stück Fleisch abhaben. Mit den Burschen zusammen rannte ich ums Feuer und suchte das schönste Stück aus. Ich selber durfte mit einem langen Eisenhacken das Fleisch vom Rost aufspießen. Und dann durfte ich noch ein kleines Glaserl Riesling mittrinken.
Das Steak schaffte ich nie bis zur Hälfte, aber es gab genügend Burschen, die meine Portion aufaßen.

Ganz zum Schluß, bevor die Runde aufbrach, sang meine Mutter mit ihrer wunderbaren Koloratursopranstimme das Lied:
Guten Abend, gut’ Nacht,
mit Rosen bedacht,
mit Näglein besteckt,
schlupf unter die Deck:
Morgen früh, wenn Gott will,
wirst du wieder geweckt.

Ich war mächtig stolz auf meine Mutti. Für mich war dieses von ihr gesungene Lied das Highlight des Abends.
Ich konnte mich an Ihrer Stimme nie satthören.

Später, als schon alle weg waren und ich zu Bett gebracht wurde, bekam ich noch eine Extravorstellung, ganz für mich alleine:

Aber heidschi bumbeidschi, schlaf lange,
es is ja dein Muadder ausganga;
sie is ja ausganga und kimmt nimmer hoam
Und laßt das kloan Biabele ganz alloan!
Aber heidschi bumbeidschi bum bum,
aber heidschi bumbeidschi bum bum.

Alle vier Strophen sang meine Mutti für mich.

 Viel später begleitete ich sie mit meiner Gitarre und sang mit ihr zusammen diese beiden Lieder. Sie gehörten zum festen Repertoire unserer vielen gemeinsamen Auftritte.

Heute noch klingt mir der glockenreine Sopran meiner Mutter in den Ohren. Sieben Jahre liegt sie jetzt schon unter der Erde. Mit diesen Liedern wurde sie für mich unsterblich.

Freitag, 5. August 2016

Fisch

Klar, Fisch ist nicht jedermanns Sache und in Niederbayern gleich gar nicht.
Wenn’s einer mag, ist Fisch gegrillt eine Delikatesse.
Das stellt höhere Anforderungen an den Grillaktivisten als ein Nackensteak. Hier beginnt die hohe Schule des Grillens.

Ein Forellenfilet, kurz angeräuchert und dann auf den Grill, ist ein Aphrodisiakum, hab ich mir sagen lassen.

Forelle mag ich nicht. In meiner Kindheit hatte mein alter Herr Forellenteiche. Unsere Speisekarte war voll davon. Trotzdem kann ich Ihnen ein paar Tipps geben.

Nachdem die Forelle ausgenommen ist, bitte ausgiebig wässern und anschließend gut abtrocknen. Dann ab damit in den Buchenrauch für sechs Stunden. Direkt vom Rauch auf den Grill.
Aber Vorsicht, Fisch braucht eine spezielle Zubereitung.
Wickeln sie die Forelle mit wenig Kerbel, reichlich Beifuß und einer Nuance Rosmarin locker in Alufolie. Bloß kein Salz!
Der Fisch braucht im Alu Platz zum Atmen. Dann vier Minuten von jeder Seite angrillen und danach ein paar Minuten am Rand des Rostes »ziehen« lassen, damit die Gewürze ihr Aroma entfalten können.
Mit der aufgeschlagenen Alufolie wird die Forelle serviert.
Unsere Gäste lechzten danach.

Für mich was es bloß Forelle und da ich die im Überfluss hatte, bevorzugte ich ein saftiges Nackensteak.
Ein Aphrodisiakum brauchte ich damals auch noch nicht!

Mittwoch, 3. August 2016

Es gibt keine Grillkohle mehr!

sehr wichtig ... das ist eine satirische Betrachtung in die Zukunft!

Nun ist es passiert! Das Bargeld wird gerade abgeschafft, die Glühbirnen gibt es schon lange nicht mehr und jetzt ist die Grillkohle dran.

Die EU-Verordnung dazu, bestehend aus 785 Seiten ohne Kommentare, will ich Ihnen nicht zumuten.

Fazit: Noch 6 Monate wird es Grillkohle auf dem Europäischen Markt geben. Dann ist Schluss!

Die Elektro- und Gasgriller lachen sich ins Fäustchen, sie wussten es schon immer, alle anderen schauen in die Röhre.

Wegen nicht kalkulierbarer Emissionen wird die Eigenherstellung von Grillkohle unter Strafe gestellt. Der Europäische Gerichtshof erklärt dazu, dass ein Verurteilter eine Freiheitsstrafe nicht unter 6 Jahren aufgebrummt bekommt.

Einer der Marktführer in der Grillkohleherstellung verscherbelt momentan seine 1A Produkte zu Schleuderpreisen. Andere Hersteller kippen ihre Grillkohle auf wilde Deponien und in verwaiste Baugruben. In der Branche herrscht Endzeitstimmung.
Die Betriebsstätten können nicht so ohne weiteres auf andere, nicht betroffene Produkte umgestellt werden. Ein ganzer Landstrich sei davon abhängig.
»Stirbt die Grillkohle, stirbt die Region!«, formulierte es der Bürgermeister einer betroffenen Gemeinde.

Feuerwehr und THW rechnen in den nächsten fünf Monaten mit einer nie da gewesenen Grillhäufigkeit sowohl in den Privathaushalten als auch auf Vereinsebene. Der Rettungsdienst ist alarmiert und stellt sich gerade auf eine Zunahme von Verbrennungen ein. Ambulanzen und Krankenhäuser stocken ihr Personal auf.

Hamsterkäufe halten sich in Grenzen, da der zuständige hohe Kommissar in Brüssel deutlich machte, dass in 6 Monaten Schluß ist, auch wenn noch so viel Grillkohle im Keller gebunkert sein sollte. Ab dann greife das Strafrecht!

Dutzende von Petitionen sind gerade am Laufen. Die Europaabgeordneten werden mit Schmähungen übelster Sorte eingedeckt. In den sozialen Medien tobt der Shitstorm. Aus den neuen Bundesländern werden erste Verhaftungen gemeldet.

Mit dem Ausspruch, man könne seine Nackensteaks und Käsekrainer auch in der Pfanne braten, goss ein hoher Funktionär noch Öl ins Feuer. Eine sachliche Debatte scheint nicht mehr möglich zu sein.

Der Dalai Lama stellte sich bei einer Fernsehansprache hinter die Befürworter der Grillkohle und erntete dafür beißenden Spott aus Brüssel.

In Großbritannien ist man froh, aus der EU ausgeschieden zu sein. Ein Grillkohleverbot sei inhuman und mit der britischen Lebensqualität nicht in Einklang zu bringen.

Papst Franziskus ermahnte die Verantwortlichen zur Besonnenheit. Er wolle für alle Betroffenen beten.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan forderte die in Deutschland lebenden Türken auf, sich dem EU-Diktat zu widersetzen.

Die Regierungsparteien in Berlin hüllen sich in Schweigen und die LINKE fürchtet um die nun wegbrechenden Arbeitsplätze.

Die AfD rief zum gemeinschaftlichen Grillen auf, erklärte sich solidarisch mit der Grillkohle und skandierten »Wir sind die Griller!«

Den Präsidenten der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker ficht das alles nicht an. Dies sei kein Willkürakt, sondern eine zukunftsorientierte Entscheidung zum Wohle aller.

Grillen, wie wir es kannten, wird es nicht mehr geben. Neue Innovationen werden kommen, ohne Grillkohle.
Wieder wird ein althergebrachtes Stück unserer Lebensqualität aussterben.
(© by Fabrizius)

Dienstag, 2. August 2016

Grillen am Spieß

Über’s Grillen am Spieß redeten wir noch gar nicht. Dabei zählt diese Art zu den Urformen des Grillens.

Irgend ein totes Tier wird ausgenommen, Schwanz und beim Federvieh auch der Kopf abgeschnitten. Allerlei Kräuter werden ins Innere gestopft, das Ganze dann auf einen Spieß gesteckt und langsam über der Glut gegart.

Als Pfadfinder war das unsere Art zu Grillen, gedreht haben wir noch selber.
Heutzutage muss niemand mehr drei und mehr Stunden stupide an der Kurbel drehen, das besorgt ein Elektromotor.

Man sagt ja, das Heißwerden über der Glut und das wieder Abkühlen beim langsamen Weiterdrehen gäbe eine ganz besondere Geschmacksnote.

Zu Wienerwald-Zeiten wurde das zur Massenanwendung gebracht. Die so gegrillten Geier mit ihren über tausend Flugstunden waren allerdings keine gute Reklame.

Jetzt wird das Grillen am Spieß wieder neu entdeckt. Der Zubehörmarkt ist voll von reizenden Innovationen. Das man dabei nur zwei Astgabeln und einen Eisenspieß braucht, ist ganz in den Hintergrund getreten. Zwei und sogar dreistufige Motoren sind überall zu beziehen.

Es wird nicht lange dauern, dann wird es eine eigene App zur permanenten Überwachung und zur Steuerung von Grillgut und Elektromotor geben.
Dass diese Leichtgewichte wartungsfrei sind, muss ich nicht extra erwähnen.
(© by Fabrizius)

Montag, 1. August 2016

Die Bayern waren es nicht!

Neulich stritten wir über den Beginn der Grillsaison. Bruno wollte das vom Datum abhängig machen. Britta hingegen meinte, das Wetter sei dafür entscheidend.

Auch nach stundenlanger Diskussion kamen wir auf keinen gemeinsamen Nenner. Alle Versuche einer Einigung scheiterten, weil ich der Einzige war, der sagte: »Grillen geht immer!«, und kein Jota davon abrückte. So konnten wir die Grillsaison nicht eindeutig definieren.

Da stelle ich ernsthafte und weniger ernsthafte G'schichterl ins Netz und schaffe es nicht, die Grillsaison klar einzugrenzen. Gut ist das nicht, wirklich nicht!

Wir grillen ja heute aus Spaß. Unsere Altvorderen waren wirklich noch drauf angewiesen. Die hatten keinen Elektroherd oder Gaskocher. Da gab es die Feuerstelle, sonst nichts. Und es ging auch!

Die hatten auch keine Grillanzünder, die machten das noch mit Zunder und Feuerstein. Viele von uns würden jämmerlich verhungern, wenn sie mit den Gerätschaften von damals auskommen müssten.

Bei uns heute geht das Grillen locker vom Hocker. Die Grillzange ist aus Edelstahl und das Fleisch biologisch. Errungenschaften, um die wir dankbar sein sollten.

So ein Kugelgrill wäre seinerzeit, als die Menschen noch in Höhlen lebten, auf blankes Entsetzen gestoßen. Da war noch nicht mal das Rad erfunden und Grillgewürz gab’s auch nicht.

Von einem Prähistoriker hab ich mir sagen lassen, dass die Menschen damals ihr Fleisch mit Asche aufpeppten.
Wenn uns mal ein Nackensteak in die Asche fällt, schreien wir Mord und Zetrio oder brüllen Scheiße.

Die waren auch nicht so wählerisch. Die mäkelten nicht herum: »Das ist mir zu fett« oder »da sind zu viel Flachsen drin!«, oder »ist das auch bio?«, oder ist die Pute nicht zu trocken?«
Die nahmen, was ihnen vor die Keule kam.
Da war der Hunger das Maß aller Dinge. War der Hunger gestillt, wurde nicht gegrillt.

Die tranken Wasser, der Met war noch lange nicht erfunden und Bier gab es bei uns erst später. Vor ca. zehntausend Jahren, so vermutet man, wurde das erste Bier im Orient gebraut und nicht in Bayern. Reinheitsgebot hin, Reinheitsgebot her.

In Mesopotamien waren so um die dreitausend vor Christus zwanzig Biersorten bekannt und eine Schankordnung gab es auch. Da hüpften wir noch auf Bäumen herum, ohne Lederhose und Trachtenjanker.

Alles in allem, es waren lausige Zeiten.
Wir können nicht mal den Beginn der Grillsaison zuverlässig bestimmen, und die Bayern haben definitiv das Bier nicht erfunden!
(© by Fabrizius)

Sonntag, 31. Juli 2016

Ohne Grillen keine Evolution!

Grillen ist so alt wie das Feuer, das vor Urzeiten von uns Menschen entdeckt wurde.
Feuer war wesentlich daran beteiligt, dass unser Gehirn schneller wachsen konnte. Durch das Grillen auf dem Feuer konnte unsere tierische Nahrung besser aufgeschlüsselt werden und die Proteine als wesentliche Bausteine unseres Körpers standen in großer Menge zur Verfügung.

Nur wir Menschen konnten selbstständig Feuer machen. Dieses Privileg ist auf dieser Welt nur uns Menschen gegeben, somit einmalig.

Als direkte Folge müssen wir das Grillen betrachten. Es war durch die bessere Nahrungsaufschlüsselung der Garant für’s Überleben. Erst dadurch konnten wir komplexe Zusammenhänge wahrnehmen und interpretieren. Heute nennt man das »Denken«.

Somit ist unser Grillen ein wesentliches Element unserer Evolution.

Auch in der Bibel wird Feuer seiner Rolle gerecht. Es reinigte Sodom und Gomorra und es markierte auch das Göttliche, wie wir aus der Story über den »brennenden Dornbusch« erfahren.

Heutzutage nehmen wir das alles als selbstverständlich hin. Wir erkennen die ungeheuere Kraft der Grillglut nicht mehr, dabei ist unsere Intelligenz ein direktes Produkt daraus.

Wer sich dessen bewusst ist, der wird einen Grillabend mit ganz anderen Augen sehen. Der wird voller Dankbarkeit den Grillrost herrichten und die Glut entfachen. Diese Zeremonie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Ist es da nicht naheliegend, dass wir Männer für dieses Ritual prädestiniert sind? Schon zu Urzeiten erjagten wir die Beute und zerlegten sie, um sie wenig später auf dem Feuer zu Grillen. Dieser uralte Trieb ist auch heute noch in uns, auch wenn wir die Jagd vernachlässigen und beim Metzger die Proteinquellen erstehen. Beim Grillen selber wird dieser archaische Trieb in uns Männern wach!

Samstag, 30. Juli 2016

Die Kunst ein Ei zu grillen

Sicher, es gibt schwierigere Herausforderungen, aber versuchen Sie mal ein Ei zu grillen. Ein ganzes Ei versteht sich.
Ich habe es noch nie getan!
Das hat noch niemand getan!
Ich werde mich ab sofort damit beschäftigen.

Eine separate Grillvorrichtung gibt es dafür nicht. Ein Rost muss vorerst genügen, vielleicht noch eine Alu-Schale.
Zunächst wird die ganze Sache theoretisch geplant, wie bei allen Erstanwendungen.

Vielleicht ensteht daraus eine pfundige Geschäftsidee. Ein Alleinstellungsmerkmal ist es sowieso, das Eiergrillen.

»Gegrillte Eier« oder »Eier vom Holzkohlegrill«
So oder so ähnlich könnte eine Ankündigung lauten.

Ich finde das eine prima Sache, da kann man gleich die Preise anziehen und weitere Produkte testen.
»Soleier vom Grill« oder »verlorene Eier vom Grill«

Alle biologisch produzierten Eier von freilaufenden glücklichen Hühnern werden ausschließlich auf eiertauglicher Holzkohle gegrillt. Das muss man dem Konsumenten vermitteln.

Ein eigener Eierkanal im Privatfernsehen und eine Egg-App werden für die schnelle Verbreitung sorgen.

So oder so ähnlich hat Mc Donalds auch mal angefangen. Und heute?

Da steckt ein gewaltiges Potential dahinter.
Und warum sollte das nur mit Hühnereiern gehen?
Dann sind auch Wachteleier angesagt oder Enteneier, selbstverständlich auch Straußeneier. Es wird ein Leichtes sein, die in die Produktpalette aufzunehmen.

Für extravagante Gourmets sollte es möglich werden aus Südamerika Kormoraneier einfliegen zu lassen, oder aus Afrika die Eier des Gänsegeiers. Als besondere Delikatesse könnten Pinguineier vom Grill angeboten werden.

Wer mehr die heimische Produktpalette liebt, muss keineswegs zurückstehen. Eindutzend Grilleier vom Stieglitz oder der Schleiereule werden den verwöhnten Gaumen kitzeln. Nachtigalleier werden der Renner sein, besonders bei romantisch veranlagten Menschen.

Das alles wird zu einem Eier-Eldorado werden.

In allen Ländern müssen Dependancen eingerichtet werden. Alleine die Eierproduktion, natürlich unter dem Dach der Eierdynastie, wird eine immense Herausforderung sein.

Aber damit ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

Wenn es in unseren modernen Haushalten extra Eierkocher gibt, warum sollte es nicht möglich sein, einen speziellen Eiergriller zu konzipieren. Da ein Patent drauf anmelden, da scheffelst Du Millionen!
Der Thermomix ist ein alter Hut dagegen. So ein Eiergriller wird der letzte Partyschrei sein. Dann will jeder das Ding haben, das natürlich nicht für einfuffzig verkauft wird. Da muss schon Kohle reinkommen.

Was heute noch Google ist, kann morgen schon 

»World-Egg-Barbecue« sein.

Natürlich wird die Sache englischsprachig abgewickelt. Der deutsche Ableger könnte »Welt-Grill-Ei« heißen. Wir werden auf alle Fälle die beste Werbeagentur daran setzen.

Aber jetzt müssen wir erst mal in die Grundlagenforschung, sprich Eiergrillen, gehen. Wenn’s klappt, dann wird sich Google warm anziehen müssen.

Freitag, 29. Juli 2016

Auch das noch!

Eine absolute Männerdomaine gerät ins Wanken.
Auch wenn es mir schwerfällt, so muss ich doch zugeben, sowas gibt es.


Weibergrillen!

Der Garten hinterm Haus wurde hermetisch abgeriegelt und zur männerfreien Zone erklärt.
»Probier’s erst gar nicht, Du fliegst sofort hochkant raus!«
Wie sie das bewerkstelligen wollten, konnte ich mir nicht vorstellen, allerdings wollte ich als guter Ehemann kein Spielverderber sein und fügte mich.

»Die werden schon sehen, so ganz ohne männliche Hilfe!«, dachte ich für mich.
Ich kann nicht beschwören, ob bei mir nicht ein kleinwenig Schadenfreude aufgekommen wäre, wenn das nicht geklappt hätte.
Aber erst mal will ich weiter berichten.

Was seit Jahren als Kaffeeklatsch alle zwei Wochen stattfand, wurde von den Damen kurzerhand zum Grillnachmittag erklärt. Statt Sahnetorte und Käsekuchen gab’s jetzt Nackensteaks und Käsegrainer.

Sonst musste ich immer die Getränke eigenhändig herbeischleppen, die Grillkohle besorgen, anzünden, nach dem Grillgut schauen. Alles so ein unverzichtbarer Kram halt. Diesmal war ich außen vor, und zwar komplett.

Die Grillstelle, sonst immer auf unserer Terrasse, wurde kurzerhand hinters Gartenhäusl verlegt. So konnte ich nicht mal vom Schlafzimmerfenster aus diesem illustren Treiben zuschauen. Um wenigstens einen kleinen Teil der Grillorgie einsehen zu können, musste ich auf den Dachboden, eine Leiter anstellen und aus dem Dachfenster schauen. Das tat ich dann auch.

Die Damen trudelten pünktlich gegen 16 Uhr ein. Alle schleppten irgend was in Tellern oder Schüsseln mit. Ich tippte auf Nudelsalat und Zaziki, konnte es aber nicht beweisen. Die eine Tischhälfte konnte ich einsehen, da stand, ich erkannte es erst mit dem Fernglas, in Marinade eingelegtes Fleisch, Bohnensalat und irgend eine feuerrote Sauce.

Nach wenigen Minuten sah ich Rauch aufsteigen. »Denn Grill haben sie schon mal angezündet bekommen!«, dachte ich für mich.

Als Nachzüglerin stellte sich nun Barbara ein, sie kam immer zu spät, brachte aber eine Sechserkiste Prosecco mit.

Oben am Dachfenster hörte ich nur unverständliche Wortfetzen. Jede Menge Gekicher und Lachen drang an mein Ohr. Die Damen selbst konnte ich nur sehen, wenn sie zum Nudelsalat gingen und Nachschlag holten. Das Grillgut selbst war für mich unsichtbar, da durchs Gartenhäusl verdeckt.

»Das scheint ja alles zu funktionieren!«, sagte ich im Stillen zu mir.

Wenn man immer nur Gekicher hörte, kein Wort verstand und nicht mal alles einsehen konnte, wurde es fad. Ich stieg von der Leiter und ging nach unten in die Küche.

Die Glastüre zur Terasse war zu. Dort prankte oberhalb des Griffes ein Schild: »Nicht öffnen, gefährlich!!!«, mit drei Ausrufezeichen.
Ich fand das albern, hielt mich aber daran.

Nach gut einer Stunde, ich saß immer noch in der Küche und hatte mir ein Weißbier aufgemacht, stand eine der Damen vor der verschlossenen Terrassentür. Ich bedeutete ihr, dass sie zum Pieseln ums Haus herumgehen müsse, da ich die Tür nicht öffnen dürfe. Mit einem Augenrollen verschwand sie ums Haus und klingelte vorne.
»Ohne mich geht’s doch nicht!«, stellte ich mit Genugtuung fest und öffnete. Ein Schwall Opium schwappte mir entgegen und, ich kann es nicht beschwören, ich hatte so eine Marillennote in der Nase.

Die Lady verschwand nach dem Pieseln wieder durch die Haustür nach draußen. Um nicht bei jedem kleinen oder großen Geschäft aufstehen zu müssen, legte ich einen Holzkeil zwischen die nicht ins Schloss gefallene Tür. Dann machte ich mir ein zweites Weizen auf und harrte der Dinge, die da noch kommen sollten.

Mit einem verschmitzten Grinsen kam meine geliebte Gattin herself an die Terrassentür, die ich ausnahmsweise öffnete, weil sie mir einen phantastisch angerichteten Teller entgegenhielt. Ein saftiges Steak lag drauf, etwas Zaziki, ein Häufchen Bohnensalat und etwas von dem Nudelsalat.
»Eine Seele liegt noch im Brotkasten, die wird Dir wohl reichen!«, meinte sie bei der Übergabe.
Dann war sie auch schon verschwunden und ich hatte wieder sowas wie Marille in der Nase.

Ich verputze alles und stellte den Teller in die Spülmaschine. Ab und zu hörte ich Getrippel im Flur und stellte fest, dass unsere Gästetoilette stark frequentiert war.

Die Stunden vergingen. Langsam schlich sich die Dämmerung in den Garten.
»Die haben kein Licht hinterm Gartenhäusl!«, stellte ich mit Befriedigung fest und, ja ich muss es gestehen, hatte so ein winziges Bisschen Schadenfreude. Dann sah ich rund ums Gartenhäusl mehrere Lampions aufflammen.


Daraufhin machte ich mir das dritte Weißbier auf und suchte anschließend vergebens die Flasche mit dem Marillenbrand .
»Aha!«, kam es über meine Lippen.

Am nächsten Tag sagte ich zu meiner Frau: »Das war aber ein langes Grillen!«
Sie daraufhin: »Du hast vergessen, das Dachfenster zuzumachen. Heute wird’s regnen, mach das bitte gleich!

Donnerstag, 28. Juli 2016

Vorsicht heiß!

Ganz nüchtern war er nicht mehr, der Albert. Aber er hantierte noch fleißig am Grill herum. Die Runde, alles beste Freunde, zeigten einen ähnlichen Zustand. Der erste Kasten Bier war leer, der zweite deutlich dezimiert und die Literflasche Doppelkorn zu zweidrittel geleert.

Nur Hedi, Alberts Frau, war nüchtern. Sie machte sich nichts aus Alkohol und meinte, man könne auch ohne lustig und ausgelassen sein.
»Was machst Du denn da laufend am Grill?«, wollte sie von ihrem Göttergatten wissen.
Mit erheblichem Zungenschlag erklärte ihr Albert, dass er die restlichen Käserkrainer auflegen wolle. Sie waren ihm eh schon ein paar Mal auf den Boden gefallen.
Als Hedi im zu Hilfe eilte, stieß er sie unsanft zur Seite und murmelte so was Ähnliches wie: Dös kriag i scho!«

Jedenfalls dauerte es, bis die sechs Würstl auf dem Rost lagen. Bei jedem Einzelnen grölte die Runde, wenn es geschafft war.
Hedi setzte sich wieder auf ihren Platz und nuckelte an ihrer Cola herum.
»Mogst koan Schnaps nei?«, fragte der Lechbichler Beppi, ein Arbeitskollege von Albert.

Dann gab es einen Rumserer, ein dumpfes Knallen, und Albert lag neben dem umgestürzten Grill, die Grillzange hatte er noch in der Hand.
Die Saufkumpane nahmen das gar nicht so richtig zur Kenntnis. Sie grölten und fragten Albert, was er denn da auf dem Boden suche und ob nicht wieder ein Käsekrainer hinuntergefallen sei.

Hedi zog ihren Albert erst mal an beiden Beinen vom umgestürzten Grill weg, dann holte sie eine Gießkanne mit Wasser und goß es über den besoffenen Gatten.
Dem Lechbichler Beppi gefiel das so gut, das er »Zugabe« brüllte, es aber selbst nicht mehr schaffte, das Wasser mit der Gießkanne zu holen. Auf halber Strecke lag er flach und kämpfte nun mit der Schwerkraft, die er offensichtlich in seinem Zustand nicht mehr bezwingen konnte.


Die Käsekrainer lagen verstreut auf dem Rasen.
Mit dem ganzen Arm hatte Albert in der Glut gelegen. Die Brandwunden reichten bis zum Hals hinauf.

Nun kam auch schon der Notarzt mit Tatütata, was für die besten Freunde Anlass genug war, ihn mit überschwänglichem Gejauchze zu empfangen.
Die beiden Sanitäter legten den besoffenen Albert auf die Trage, nachdem ihm der Notarzt ein Brandwundenverbandtuch um Arm und Hals gelegt hatte. Im Sanka bekam er noch eine Infusion verpasst und ab ging die Post, diesmal ohne Tatütata.

So langsam realisierte die Runde, was passiert war. Nun wankten sie alle mit bedröppelten Gesichtern und einem Fetzenrausch nach Hause.
Hedi fuhr ins Krankenhaus um sich nach ihrem Albert zu erkundigen. Eine gehörige Standpauke wollte sie ihrem Grillmeister erst später halten.

Nachzutragen wäre noch, dass die Deutsche Dogge des Nachbars mit Namen »Zorro« sämtliche Käsekrainer ruckizucki auffraß und Albert acht Tage auf der chirurgischen Station verbrachte.

Mittwoch, 27. Juli 2016

Veggi - Grillen

Es ist ja nicht so, dass ich Grillen ohne Fleisch nicht akzeptiere. Ich bin für Veganer genau so aufgeschlossen wie für Indianer oder Liliputaner. Da erkenne ich keine Barrieren.

Deshalb möchte ich, der Vollständigkeit halber, was über’s Veggi-Grillen erzählen. Ich will nicht, dass sich bestimmte Interessengruppen hier ausgegrenzt fühlen. 


Die Anhänger der fleischfreien Ernährung werden ja immer mehr. Zumindest liest man das allenthalben. Dem muss Rechnung getragen werden. Ganz nach dem Motto: »Ein jeder, wie er’s mag!«

Der Fachmann unterscheidet zwischen »vegan« und »vegetarisch«. Ersteres ist die konsequentere Art der fleischfreien Ernährung. Wenn schon, denn schon! Da sind überhaupt keine tierischen Produkte erlaubt.

Vegan ist zum Beispiel ein:
»Kräutersaitling-Zucchini-Spieß«.
Wie diese Wortkombination so locker flockig über die Zunge geht: »Kräutersaitling-Zucchini-Spieß«.
Köstlich, das muss doch alleine vom Namen her richtig gut schmecken.

Wenn’s nur vegetarisch sein soll, dann kann ich Ihnen ein
»Schafskäse-Tomaten-Päckchen« an’s Herz legen.
Klingt nicht minder wunderbar.

Es sind allesamt putzige Namen.

Wenn man dazu, ich meine halt bloß, so eine leckere cross gegrillte Scheibe Bauchspeck ...

Nein! Beinahe wäre ich in meine überkommene Denkweise verfallen, »Grillen heißt Fleisch!«
Das ist nun mal nicht mehr so!
Grillen kann auch anders!

Das ist aber erst die halbe Miete. Auch die kühle Halbe ist gestrichen. Obwohl Bier rein vegan ist, meiden diese Menschen zumeist den Alkohol. Dann soll’s auch noch gesund sein, deshalb sind Limonaden und jedwedes Zuckerwasser genau so verpönt wie Coca-, Pepsi- oder Afri-Cola.

Statt dessen werden Obst- und Gemüsesäfte kredenzt sowie stilles Mineralwasser. Auch gekühlte Kräutertees oft mit Limonensaft verfeinert, gehören zum Repertoire.

Beim Grillen selber ist die Grillkohle verpönt.
Was sich da an »freien Radikalen« und gesundheitsschädlichen Verbrennungsrückständen auf dem Kräutersaitling-Zucchini-Spieß ablagern kann, ist nicht hinnehmbar.
Beim Gasgrill ist das nicht viel anders. Also wird elektrisch heißgemacht.

In Oliven- oder Rapsöl geschwenkt wird das Ganze dann mit einer Grillzange aus naturbelassenem Holz auf irdene Teller mit giftstofffreier Glasur gelegt und schlussendlich auf althergebrachte Weise verputzt.

Ich bin überzeugt davon, Veganer und Vegetarier genießen ihr Grillen genau so wie wir Fleischfresser. Sie sind in Ihrer Ernährung nur konsequent und das ist doch eine recht ehrenhafte Einstellung. Die bayrische Mentalität kommt gerade solchen Einstellungen entgegen. »Leben und leben lassen!«, besser kann man es nicht beschreiben.

Jetzt habe ich auf einen Kräutersaitling-Zucchini-Spieß durchaus neugierdehalber Appetit.

Dienstag, 26. Juli 2016

Das trinken an sich und beim Grillen

Wie unter »Grillen die Fünfte« bereits angedeutet, geht es heute ums Trinken beim Grillen an sich.
Dabei liegt das Meiste klar auf der Hand.

Erst mal ist Bier allenthalben angesagt. Ob Helles, Weißbier oder Pils ist egal. Von irgendwelchen Starkbieren rate ich ab!


Ein passionierter Weintrinker wird natürlich sein Viertele genießen wollen und ein Abstinenzler kann durchaus sein Mineralwasser oder Limonade verkonsumieren. Jedenfalls müssen diese eben beschriebenen Getränke vorgehalten werden. Natürlich einigermaßen gekühlt, schließlich gibt es heutzutage die Technik dazu.
Schales Bier und lauwarte Limo werfen ein denkbar schlechtes Licht auf den Gastgeber.

Mixgetränke, ob alkoholisch oder nicht, sind eher deplatziert. Ein Radler geht gerade noch, auch ein Spezi. Beim Hugo oder Caipirinha wird’s kritisch. Ja, »Caipirinha« schreibt sich so, hab’s extra nachgegoogelt!
Meiner Meinung nach haben solche Pantschereien nichts beim Grillen verloren.

Ich kann mir gut vorstellen, dass ein anfangs gereichter Prosecco ein gutes Startergetränk ist, aber danach hat er beim Grillen nichts mehr zu suchen.
Extreme Abweichungen, wie Gemüsesäfte und bei Vollmond abgefülltes Mineralwasser, vielleicht sogar noch linksdrehend, sind zu tolerieren. Es gibt nun mal Menschen, die sowas mögen. Na ja, »mögen« ist nicht ganz das richtige Wort. »Die sich sowas auferlegt haben«, trifft das schon eher.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was so besonders beim Mondscheinwasser sein soll. Wasser ist Wasser, punktum!

Diese zuletzt genannten Flüssigkeiten müssen natürlich nicht vorgehalten werden. Sowas sollen die gefälligt selber mitbringen, was, nebenbei gesagt, auch für veganes Grillgut gelten muss.

Jetzt sprechen wir noch über die Trinkmenge. Eher ein heikles Thema. Die Bandbreite ist gigantisch.
Mir persönlich gefällt so ein klitzekleines bis kleines Schwipserl. Das törnt an, fördert die Konversation und kommt immer sehr gut in einer Grillrunde. Es ist doch das Schönste, wenn der Gastgeber nach der Grillerei zu seiner Ehefrau oder auch seiner Lebensabschnittspartnerin sagen kann: »Hast Du gesehen, der Fabrizius war heute besonders gut drauf!«


Hingegen sind Vollräusche gefährlich. Sie müssen sich mal vorstellen, da fällt so ein Suffkopp über den Grill. Da ist der Notarzt vorprogrammiert.
Jedes Jahr werden  die schlimmsten Verletzungen in die Notaufnahmen gekarrt. Ich kann wahrlich ein Lied, wenn nicht zwei, davon singen.

Aus diesem Grunde sollte Hochprozentiges zurückhaltend genossen werden. Zum Nackensteak oder meinetwegen auch zum Käsekrainer einen eisgekühlten Ouzo oder ein Marillenbrand, nicht zu kalt, ist was Gutes. Ein Willi geht auch. Kümmel und Korn sind eher was für die Nordlichter und diesseits des Weißwurstäquators eher seltener anzutreffen. Dabei will ich diesen nordischen Wässerchen die Qualität keineswegs absprechen.
Von Whisky und Cognac der guten Sorte rate ich ab. Das muss nicht sein.
Wer absolut seinen Whisky mit Cola trinken will, der soll das tun, ich find’s nicht gut.

Ich denke, das Wesentliche übers Trinken beim Grillen ist gesagt. Somit schließe ich diese populärwissenschaftliche Betrachtung und wünsche Ihnen allen einen gelungenen Grillabend, wobei das auch ein Grillnachmittag sein kann. Vormittage werden selbst bei Rentners nur äußerst selten zum Grillen hergenommen.

Habe die Ehre!

Montag, 25. Juli 2016

Warum eine Grillparty kein richtiges Grillen ist

Erst mal, weil zu viel Gedöns drumherum ist.
Zweites, weil Party absolut nicht zum Grillen passt und drittens, weil ich keine Partys nicht mag, aber Grillabende.

Damit hätten wir schon mal was Wesentliches geklärt. Es sind starke Argumente, das müssen Sie zugeben.

Auf Partys wir getanzt, geknutscht und was weiß ich sonst noch alles gemacht. Ich käme mir mit meinen vom Nackensteak fettigen Fingern sehr deplatziert vor.

Sie können keine Frau mit einem Käsekrainer in der Hand oder zwischen den Zähnen anmachen. Das ist auf Neudeutsch gesagt ein »No-Go!«
Oder stellen Sie sich mal eine Lady vor, die wammerlkauend mit Ihnen flirten will. Das geht doch nicht!
Deshalb sage ich: »Entweder Party oder Grillen!«

»Grillparty« klingt so nach Schickimicki. Es gibt ja auch keinen »Grillevent« oder eine »Grilltschärity«.
Sowas passt einfach nicht zusammen, das sagt uns doch unser gesunder Menschenverstand.
Grillen heißt »Grillen! Punkt! Ohne was drumherum.

Da kommt man natürlich auch ohne Krawatte. Da ist legere Freizeitkleidung, luftig und leicht, angesagt.
Allerdings darf das auch nicht in die andere Richtung ausschlagen.
Netzunterhemden mit nichts drüber gehen gar nie nicht!

Wenn junge Menschen am Strand in Badekleidung grillen ist das ok. Erst Baden sie, dann Grillen sie. Das finde ich in Ordnung!

Nicht in Ordnung finde ich, wenn Otto Normalverbraucher mit freiem Oberkörper und Wampe im Vorgarten grillt. Damit soll er gefälligst hinters Haus gehen, wo ihn niemand sieht.
Sowas kann man natürlich keinem in seinem eigenen Vorgarten verbieten. Trotzdem ist das schon nahe am Tatbestand der »Erregung öffentlichen Ärgernisses«!
Das muss mal in aller Deutlichkeit gesagt werden. Ich pinkele ja auch nicht neben meine Gartentürl.

Wer richtig Grillen will, muss sich mit solchen Dingen auseinandersetzen. Es ist ja nicht so, dass ich einfach mal ein Feuerchen anmache und meine Würstl drüberlege. Da gehört schon ein Flair dazu, ein Grillflair oder wenn Sie so wollen ein Grillambiente.

Vom Trinken beim Grillen haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen, aber das ist eine neue Geschichte.

Sonntag, 24. Juli 2016

Camping und Nudelsalat

»Wir fangen dann gleich mal an!«, rief Bernhard über die Straße. Na ja, Straße war zuviel gesagt. Es war die Zufahrt zum hinteren Teil des Campingplatzes, dort wo die ganzen Wohnwagen standen.

Camping und Grillen gehören irgendwie zusammen. Bernhard hatte einen kleinen aber feinen Grill, natürlich zusammenklappbar wie fast alles beim Campen. Gerade mal für vier Personen konnte er gleichzeitig was brutzeln. Da traf es sich gut, dass wir nur zu viert waren.
Die Meinige steuerte den Nudelsalat bei und Bernhards Lebensgefährtin, die Uschi, verheiratet waren sie ja nicht, bereitete gerade den griechischen Salat zu.

In meiner Jugend war das Wort »Camping« nicht so geläufig. Da ging man Zelten und der Campingplatz hieß nicht Campingplatz, sondern Zeltplatz. Meine Eltern hatten damals ein Dreimann-Steilwandzelt mit Vordach. Binnen nullkommanix war das aufgebaut. Korrekt muss das ja »Dreipersonen-Steilwandzelt heißen, weil natürlich auch Frauen, meistens jedenfalls, dabei sind.

Statt Grill gab es einen Gaskocher, auch Campingkocher geheißen. Wir hatten einen Zweiflammigen.
Direkt nebenan stand mein Zweimannzelt. Ein richtiges Zelt mit Spitzdach, am Eingang vorne eine senkrechte Metallverstrebung und mit einem Reißverschluss konnte man das zumachen. Es war mein Reich und auch wenn es ein Zweimannzelt war campierte ich ganz alleine da drinnen..

Aber das war alles Vergangenheit.

Jetzt mussten wir rüber, die Nackensteaks wurden fertig. Ich schnappte mir unsere Kühlbox mit Königspilsner in der Dose, also Dosenbier. Der Marillenbrand musste nicht gekühlt sein. Meine Frau nahm sich einen Campingstuhl mit, Bernhard hatte nur drei davon.

Wenig später saßen wir um den Klapptisch herum. Er war einigermaßen stabil, wenn man nicht zu sehr drauf rum hantierte. Bernhard wollte sich schon lang einen Neuen kaufen, aber sie wissen ja, wie das ist. Für eine Saison war er immer noch gut!

Erst mal wurde ein Pils aufgemacht, das heißt, jeder machte sich eine Dose auf. Danach musste der griechische Salat aufgegessen werden, der sehr lecker war. Vielleicht auch deshalb, weil wir wussten, dass noch was Fleischiges nachkam. Beim Umdrehen flog Hermann ein Nackensteak auf den Boden, was nicht weiters schlimm war. Beim Camping, aber auch schon früher beim Zelten, konnte sowas immer mal passieren.


Es roch nach Rauch und angebranntem Fett, das zischelnd in die Glut tropfte. Dann waren die Nackensteaks durch. Diese wurden auf die Plastikteller jongliert, ohne das ein weiteres Malheur passierte. Gleichzeitig wurden die nächsten Dosenbiere aufgemacht. Da man schon vorher zur besseren Verdauung was Hochprozentiges intus haben sollte, wurde eine Runde Marille eingeschenkt. Dazu mussten die Plastikeierbecher herhalten.


Die Nackensteaks lagen gerade auf unseren Tellern, als ein halbwüchsiger Knabe mit fuchtelnden Armen angelaufen kam.
»Kommt’s schnell, da ist einer in die Regentonne gefallen und steckt jetzt fest!«
Bernhard und ich sprangen fast gleichzeitig auf. Uschi sagte noch: »Ach du lieber Gott!«, und die Meinige schob ein »ausgerechnet jetzt!, nach.

Jeder auf dem Campingplatz kannte die grün angestrichene Regentonne gleich neben dem Eingang zu dem kleinen Selbstbedienungsladen mit den überhöhten Preisen. Meistens war sie leer, aber heute wussten wir das natürlich nicht so genau.
Nach einem kurzen Spurt, es war wirklich nicht weit, standen wir vor der Tonne. Nur, da war niemand drinnen. Von dem aufgeregten Knaben fehlte jede Spur.

»Da hat uns jemand gefoppt!«, meinte Bernhard und unser beiden Mädels vergewisserten sich nochmal, ob wirklich niemand drinnen feststeckte.

Also trollten wir uns zurück zu unseren Nackensteaks, die waren aber nicht mehr da. Mitsamt Plastikteller waren sie nicht mehr da und der Nudelsalat auch. Bei näherer Inspektion fehlt auch die Kühlbox.
»Scheiße!«, sagte ich und Bernhard schloss sich meiner Meinung vollinhaltlich an.


Doris lamentierte über den Verlust ihrer schönen Tupperschüssel. Aber der Marillenbrand war noch da, auch die Plastikeierbecher und die Käsekrainer.


Um eine wesentliche Campingerfahrung reicher, verlöteten wir den Marillenbrand und verputzten unsere Käsekrainer ohne Brot und Nudelsalat.

Natürlich meldeten wir diesen Vorfall pflichtgemäß am nächsten Tag dem Platzwart. Der zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass sei noch nie vorgekommen.

Anzumerken wäre noch, dass Bernhard vier neue Plastikteller zu einem überhöhten Preis in dem kleinen Selbstbedienungsladen erstand und dass wir tags drauf nochmal Nackensteaks grillten, diesmal ohne Nudelsalat.

Samstag, 23. Juli 2016

Ein Gartengrill mit Grenzbebauungsantrag

Joachims Nachbar war ein umgänglicher Typ. Freunde waren sie nicht, pflegten aber eine wohlwollende Nachbarschaft, und das schon seit Jahren.
Als der Nachbar, er heißt übrigens Hermann, sich einen neuen Weber-Kugelgrill anschaffte, nahm das Joachim wohlwollend zur Kenntnis.
»Gute Wahl!« Meinte er über den gemeinsamen Gartenzaun hinweg. 

Er selbst hatte sich vor zwei Jahren so ein Edelstahlmonster nach Hause geholt. Schon bald stellte er fest, mit Grillen hatte das nicht mehr viel zu tun. Nun stand das Ding abgedeckt in der Garage. Er hatte einfach keinen Bock mehr damit zu Grillen, weil es ja eigentlich gar kein richtiges Grillen war.

Joachim wollte zurück zu den Ursprüngen. Erst war es eine fixe Idee, aber so allmählich nahm diese Idee konkrete Formen an. Ein gemauerter Gartengrill musste her! Was Bodenständiges und was Grundsolides!


Als handwerklich begabter Freiberufler, Joachim war Chirurg, traute er sich durchaus zu, das Ding selbst hochzumauern.
Im Internet war schnell ein passender Bauplan gefunden. Er hatte sogar einen kleinen Schornstein zum Rauchabzug.
So ein fertig geformtes Teil, dass man nur noch hinstellen musste, wollte er nicht.

Backsteine, Schamottsteine und Zement waren schnell im Baumarkt besorgt. Ebenso ein geeigneter und sehr robuster Stahlrost. Es konnte ans Werk gehen.

Erst mal musste der Standort festgelegt werden. Nicht direkt am Haus, aber auch nicht allzuweit von der Terrasse entfernt. Der Wasseranschluss neben der Kellertür sollte bequem erreichbar sein.
Joachim hob gerade mit dem Spaten ein flaches Fundament aus, als sein Nachbar hinter dem gemeinsamen Gartenzaun auftauchte.


»Was wird das denn?«
»Ein Gartengrill!«
»Aha, gemauert, oder?«
»Sicher gemauert, was Solides halt!«
»Ziemlich nah an meiner Grenze!«
Joachim stelle einen abweisenden Unterton fest.


Herrmann war nicht nur Nachbar, sondern auch Beamter in der städtischen Liegenschaftsverwaltung. Um genauer zu sein, Oberamtsrat, also gehobener Dienst, mit der Besoldungsgruppe A13.

»Lieber Joachim, Du darft hier nicht einfach ohne meine Zustimmung rumgraben!«
»Hab Dich nicht so, das wird nur ein Gartengrill!«
Hermann lies sich nicht beirren.
»Du kannst hier ein Blumenbeet anlegen, gegen einen Baum habe ich auch nichts einzuwenden. Aber was Gemauertes für die Ewigkeit dulde ich nicht!«
Peng, das saß!«


Hermanns Stimme vibrierte leicht, obwohl er nicht lauter wurde.


»Aber Hermann, mein Gartengrill wird gerade mal etwas über einen Quadratmeter Grundfläche haben!«
Joachim nahm den Spaten, um ihn  an den Gartenzaun zu lehnen.
»Drohe mir nicht mit dem Spaten!« Herman wich einen Schritt zurück.
»Fang nicht zum Spinnen an. Kein Mensch droht Dir!«

Es entstand eine Pause. Sie schauten sich in die Augen. Hermann hatte mittlerweile ein Beamtengesicht der härteren Sorte aufgesetzt. Er kannte sich schon rein beruflich mit dem Baurecht bestens aus, was man von Joachim nicht behaupten konnte.

»Du musst mindestens drei Meter von meinem Grund wegbleiben!«
»Dann steht der Grill ja mitten auf meinem Rasen!«
»Dein Problem!«, konterte Hermann.
»Komm Hermann, es muss doch eine gemeinsame Lösung geben!«
»Ja, aber nicht direkt neben meinem Gartenzaun!«

Die gutnachbarliche Beziehung drohte zu kippen.

»Warum mauerst Du das Ding nicht auf die andere Seite, da ist doch genug Platz!«
»Da habe ich zu weit zum Wasseranschluss!«
Schon wollte Joachim wieder zum Spaten greifen, lies es dann aber aus verständlichen Gründen bleiben.

»Ich kann Dir die Gesetzestexte über’s Baurecht geben, wenn Du mir nicht glaubst!«
»Hermann, ich glaube Dir ja, ich dachte nur, so ein bisschen Gemäuer wäre nicht der Rede wert!«
Hermann ließ nicht locker.
»Ich gebe zu Bedenken, wenn das Ding erst mal steht, dann kannst Du es nicht mehr verrücken. Wegen dreimal Grillen im Jahr steht das Trum das ganze Jahr über hier rum. Nein, das will ich nicht, nicht so nahe an meinem Zaun!«

Wieder entstand eine Pause.

»Lass uns das ganze nochmal überdenken. Ich möchte deswegen keinen  Streit vom Zaun brechen.!«
Damit nahm Joachim schließlich doch seinen Spaten und Hermann fühlte sich nicht bedroht. Beide trollten sich, jeder in sein Einfamilienhäusschen.

Zwei Monate später stand unter einem strahlend blauen Frühsommerhimmel ein stattlicher gemauerter Gartengrill mitsamt Schornstein mitten auf der Grundstücksgrenze. Der gemeinsame Zaun war auf einer Länge von ca. Dreimeterfünfzig abmontiert, sodass der Grill von beiden Seiten bequem zugänglich war.

Was war passiert?

Die beiden Ehefrauen setzten sich zusammen und baldowerten einen gemeinsamen Plan aus.

So verscherbelte Hermann seinen Kugelgrill an Bekannte und innerhalb einer Woche wurde das Bauwerk für die Ewigkeit errichtet. Hermann half kräftig mit, wobei ihm als Beamten im gehobenen Dienst das Praktische weniger geläufig war. Deshalb übernahm er den Part des Handlangers und Joachim mauerte sehr exakt mit Senkblei und Wasserwaage.

Erste Brennversuche, ohne Grillgut natürlich, waren vielversprechend. Zuletzt wurde das Ganze mit weißem Feinputz verschönert.

Ein Grenzbebauungsantrag wurde formell eingereicht und da beide Unterschriften vorhanden waren, ohne Probleme durchgewunken. Somit war der gemeinsame Gartengrill in's städtische Kataster geschrieben und Hermann vollauf zufrieden.

Heute war Richtfest.
Um die dreissig Gäste tummelten sich, mal drenten mal herenten, im Garten.
Es gab Nackensteak, Käsekrainer und Bauchfleisch, auf bayrisch auch »Wammerl« genannt.


Unter der Gästeschar verweilte ein Ehepaar, die bekennende Vegetarier waren. Sie brachten ihre Tofu-Würstl und Sojabuletten selber mit. Sie tranken den ganzen Abend Gemüsesaft und zwischendurch bei Vollmond abgefülltes stilles Mineralwasser. Ansonsten fielen sie nicht weiter auf.

Der gemauerte Gartengrill bestand seine Feuertaufe mit Bravour. Selbst die Sojabuletten schmeckten außerordentlich gut, wie die beiden Vegetarier mehrmals betonten.

Aus der gutnachbarlichen Beziehung zwischen Hermann und Joachim wurde Freundschaft, gefestigt durch viele grenzüberschreitende Grillabende im Sommer und Glühweinabende im Winter. Dazwischen fand sich auch immer wieder mal Anlass zusammenzusitzen, mal drenten, mal herenten.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!